Berthold Baurek-Karlic und Peter Augustin haben den Kryptofonds am Freitag vorgestellt.

Foto: Venionaire Capital

Unter dem Namen "Tigris Web3" wird ab April der erste österreichische Kryptofonds aufgelegt, der von der Finanzmarktaufsicht als "Alternativer Investmentfonds" (AIF) abgesegnet wurde. Hinter dem Fonds, der aktiv in aufstrebende Kryptoprojekte investiert, stehen das Venture-Capital-Unternehmen Venionaire Capital sowie der österreichische Internetpionier Peter Augustin, der 1996 den Provider Inode gründete. Angelegt wird zu hundert Prozent in digitale Werte.

Cosmos statt Bitcoin

Mit dem Fonds wollen die Initiatoren vom "technologischen Paradigmenwechsel des 21. Jahrhunderts" profitieren, indem sie früh in moderne Blockchain-Protokolle und Kryptoprojekte investieren – Stichwort Web3 und DeFi (Decentralized Finance). Neben einem dezentralisierten Finanzsystem soll die Entwicklung auch zu einem wieder stärker dezentral organisierten Internet abseits von Google, Amazon, Microsoft und Facebook führen.

Dass der Kryptomarkt aktuell von viel Spekulation getrieben und die Preisvolatilität hoch ist, bestreitet Berthold Baurek-Karlic, Geschäftsführer von Venionaire Capital, im STANDARD-Gespräch nicht. Um das Risiko zu minimieren, werde man daher auf ausgewählte Projekte und Protokolle setzen, deren mehrjähriger Ausblick abseits von aktuellen Preisentwicklungen vielversprechend sei.

Als Beispiele wurde das Cosmos-Protokoll genannt, das neben dem eigenen Token Atom eine Reihe von spannenden Kryptoprojekten beherbergt. Auch Terra, das abseits vom eigenen Luna-Token auf Stablecoins setzt, nannte Baurek-Karlic explizit als Beispiel für Investitionen. Abgesichert werden soll das Kapital auch durch die Nutzung von Staking- und Farming-Pools. Dabei werden Tokens mit hohen Renditen zur Verfügung gestellt – etwa um neue Kryptoprojekte vorzufinanzieren.

100.000 Euro Mindesteinlage

Der Fonds richtet sich an professionelle Anlegerinnen und Anleger. 100.000 Euro beträgt die Mindestsumme, die aufgewendet werden muss. Bis Sommer sollen 20 Millionen Euro zusammenkommen, teilte Baurek-Karlic mit. Sechs Monate dauerte die Prüfung der Finanzmarktaufsicht, ob hinsichtlich Anlegerschutz und Anti-Geldwäsche die Vorgaben erfüllt werden können. Rechtlich habe man damit Neuland in Österreich betreten.

Dass der Fonds derzeit nur für professionelle Anleger verfügbar sei, bezeichnet der Venionaire-Capital-Geschäftsführer als einen ersten Grundstein, mit dem man die Assetklasse in Österreich salonfähig machen werde. Da auch die Entwicklung in der EU in diese Richtung gehe, rechne man aber damit, dass künftig auch herkömmliche Anleger, also die sogenannten Retail-Investoren Zugang zu solchen Produkten bekommen.

Augustin sieht sich bei der Entstehung der neuen Internetgeneration an die 1990er-Jahre und das Aufkommen des Internets erinnert. Wie damals sei das Ganze ein bisschen wie der Wilde Westen. Man müsse die richtigen fünf Prozent an Projekten finden und die Tokenomics dahinter verstehen, sagt er zum STANDARD. Als Zeithorizont, damit Investitionen ihr ganzes Potenzial entfalten können, nannte er zehn Jahre. (Martin Stepanek, 25.3.2022)