Bild nicht mehr verfügbar.

Generation Babyboomer, X, Y und Z, alle haben unterschiedliche Vorstellungen von der idealen Arbeit. Klicken Sie sich durch das Generationen-Quartett.

Foto: Getty Images
Der Standard
Der Standard
Der Standard
Der Standard

Die Generationenforschung boomt. Jeder will wissen, wie "die" ticken. Was aber, wenn man sich in den Beschreibungen nicht wiederfindet? Keine Sorge, das ist normal. Denn starke Verallgemeinerungen treffen per se nicht auf alle Personen zu.

Jeder Mensch ist anders, hat anderes erlebt oder hat andere Einstellungen. Diese Kategorien lassen eher Rückschlüsse auf die großen Trends der europäisch-westlichen Arbeitswelt zu als auf die Charaktermerkmale Einzelner.

Was, wenn man sein Verhalten in dem einer anderen Generation wiedererkennt – diese aber nicht mit dem Geburtsjahrgang übereinstimmt? Es geht weniger darum, wann die Personen geboren sind. Wichtiger ist, welcher Generationstypologie sich Menschen zuordnen. Diese muss nicht mit der Alterskohorte übereinstimmen. Daher keine Sorge, wenn man wie ein Millennial denkt, obwohl man aufgrund des Geburtsdatums in die Kategorie Babyboomer fallen würde. Alles ist möglich.

Also ab in den Mistkübel mit den Kategorien? Ganz so rabiat muss die Reaktion auch nicht ausfallen. Warum nicht als Appetithäppchen sehen? Man sieht es, probiert es und findet entweder Gefallen an dem vorzüglichen Geschmack oder spuckt einiges davon wieder angewidert aus – so oder so bekommt man Hunger auf mehr. Diese Kategorien können also als Denkanstoß dienen. Habe ich eine andere Arbeitseinstellung als meine Kollegen? Könnte mein Verhalten anders gedeutet werden, als ich es beabsichtige? Um die Rätsel zu lösen, hilft nur eines: Arbeitskollegen schnappen und eine Diskussion darüber starten.

Suche nach Beschreibbarkeit

"Je diskontinuierlicher sozialer Wandel und dessen Auswirkungen sind, desto größer ist die Bereitschaft in der Gesellschaft, Generationen einen Namen zu geben", erklärt der Soziologe Heinz Alfred Becker. In Zeiten von großen gesellschaftlichen Umbrüchen neigen wir demnach dazu, Struktur und Ordnung schaffen zu wollen. Auch Medien, Werbung und Politik verwenden diese Modelle gerne, denn es ermöglicht eine vereinfachte Sicht auf die Welt – leider immer ein Trugschluss. Nicht zu vergessen: Die hier dargestellten Generationenkategorien beruhen auf einer stark europäisch-westlichen Sichtweise. Diese Modelle auf die ganze Menschheit zu übertragen wäre schlicht falsch, da Personen aus anderen Ländern von ganz anderen Ereignissen geprägt werden.

Einer der ersten westlichen Wissenschafter, der zum Thema schrieb, war Karl Mannheim, 1929 erschien sein Artikel über "das Problem der Generationen". In den Sechzigerjahren wurde das Thema wieder vermehrt aufgegriffen. "Etwa zur gleichen Zeit begannen strukturelle Veränderungen innerhalb der Sozialforschung. Die Anzahl der Befragungen von Individuen über ihren Lebenslauf unter Berücksichtigung ihres Geburtsjahres stieg sprunghaft an", schildert Becker.

Mehrgenerationen-Teams

Auch in der Wissenschaft wird sowohl über die zeitlichen Einteilungen als auch über die Zuschreibungen gestritten. Die Generationsabstände setzten Soziologen auf jeweils circa 15 Jahre. Das Modell beruht auf der Annahme, dass Menschen zwischen dem zehnten und dem 30. Lebensjahr stark geprägt werden und diese Erfahrungen auch in ihr Berufsleben weitertragen. Aber die Einstellungen der Generationen und auch deren Verhältnis zueinander können sich mit der Zeit ändern. Was heute gilt, kann in ein paar Jahren schon ganz anders sein.

Neben den Babyboomern und den Generationen X, Y und Z gibt es noch zwei weitere Gruppen: die Generation Stille (Jahrgänge 1928–1945) und die Generation Alpha (Jahrgänge 2011–2025). Da diese aber entweder nicht mehr oder noch nicht im Arbeitsleben sind, wurden sie hier im Generationen-Quartett außen vor gelassen.

Spannend wird es für die Generationen in der Firma allemal: Es herrscht krasser Fachkräftemangel, und die Babyboomer werden in den kommenden Jahren in Rente gehen. Der Druck, intergenerationell zusammenzuarbeiten, wird jedenfalls steigen. (Natascha Ickert, 29.3.2022)