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Um Schoigu ist es seltsam ruhig geworden.

Foto: Vadim Savitskiy/Russian Defense Ministry Press Service via AP

Es ist eine Frage, die sich in Friedenszeiten kaum jemand stellen würde: Wo ist der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu? Doch es herrscht Krieg in Europa. Russland hat die Ukraine überfallen, die Welt ist eine andere geworden. Und Fragen, die man sich sonst eher selten stellt, gibt es plötzlich eine ganze Menge.

Jene nach dem Verbleib von Schoigu, die zuletzt immer wieder auftauchte, hat damit zu tun, dass die Welt vor allem in Moskau nach Antworten sucht. Was sind die wirklichen Ziele des russischen Präsidenten Wladimir Putin? Wie weit würde er gehen, um sie zu erreichen? Und vor allem: Wie steht es um Loyalität und Kommunikationsfluss innerhalb seines engsten Machtzirkels?

Sowjetische Karriere

Zu Letzterem zählt seit Jahren auch Sergej Schoigu, der – Stand Freitagnachmittag – zwei Wochen lang nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten ist. Zwar war er am Donnerstag kurz in einem von der russischen Nachrichtenagentur Ria verbreiteten Video zu sehen, in dem Putin zu seinem Sicherheitsrat sprach. Dass Schoigu dabei nur in einer Ecke des in mehrere Felder geteilten Bildschirms auftauchte und selbst gar nicht zu Wort kam, befeuerte die Spekulationen über seinen Verbleib aber nur noch mehr.

Geboren wurde der heute 66-Jährige nahe der Grenze zur Mongolei in Südsibirien. Der gelernte Bauingenieur war noch zu Sowjetzeiten als KP-Funktionär aktiv und wechselte 1990 ins staatliche Komitee für Architektur und Baufragen nach Moskau. Bald danach war er Leiter des Zivilschutzkorps – der Grundstein für seine weitere Karriere.

Bereits Anfang der 1990er-Jahre wurde er Minister für Katastrophenschutz. Nach Erdbeben oder Terroranschlägen konnte er sich dabei mit Medienpräsenz und Macher-Image eine beachtliche Popularität aufbauen.

Ungnade oder Krankheit?

Seit 2012 ist Schoigu nun Verteidigungsminister. Sein Gesicht hat sich auch im Westen vielen eingeprägt, war er doch immer wieder an der Seite von Wladimir Putin zu sehen – sei es bei Militärparaden in Moskau, sei es beim Angeln und Jagen in Sibirien.

Ob der verheiratete Vater zweier Töchter nun zu Putin auf Distanz geht? Ob er in Ungnade gefallen ist, weil der Krieg nicht so verläuft wie erwartet? Ob er krank ist? Vielleicht stimmt nichts von all dem. Die offizielle Erklärung aus dem Kreml ließ zuletzt nur hoffen, dass Schoigu für öffentliche Auftritte bald wieder Zeit findet. Dort nämlich hieß es: "Der Verteidigungsminister hat im Moment viel zu tun." (Gerald Schubert, 25.3.2022)