Blick auf Sanaa, die Hauptstadt des Jemens.

Foto: APA/AFP/MOHAMMED HUWAIS

Jeddah – Nach dem Angriff von Huthi-Rebellen auf das Nachbarland Saudi-Arabien hat Riad mehrere Luftangriffe im Jemen geflogen. Es seien Angriffe "gegen Bedrohungsquellen in Sanaa und Hodeida" vorgenommen worden, um Angriffe der Rebellen in Saudi-Arabien zu vergelten, schrieb die offizielle saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA in der Nacht auf Samstag auf Twitter unter Berufung auf die von Riad angeführte Militärkoalition.

Rauchwolke am Samstag

Huthi-Rebellen hatten am Freitag mehrere Ziele in Saudi-Arabien attackiert. Der Angriff auf eine Anlage des saudi-arabischen Ölkonzerns Aramco in Jeddah löste einen Großbrand nahe der Formel-1-Rennstrecke in der Stadt aus, auf der am Sonntag der Große Preis von Saudi-Arabien stattfinden soll. Über der Öl-Anlage in Jeddah stieg eine riesige Rauchwolke auf.

Die Rauchwolke in Jeddah am Freitag.
Foto: Andrej ISAKOVIC / AFP

Der Angriff ereignete sich während des freien Trainings für das Formel-1-Rennen. Der Geschäftsführer der Rennserie, Stefano Domenicali, informierte die Teamchefs und Fahrer bei einem Krisentreffen darüber, dass "das Rennwochenende wie geplant fortgesetzt wird", wie ein Sprecher sagte.

"Nerv der Weltwirtschaft"

Nach Angaben eines Sprechers der von Riad angeführten Militärkoalition im Jemen, Turki al-Maliki, führten die Huthi-Rebellen insgesamt 16 Angriffe auf Ziele in Saudi-Arabien aus und attackierten unter anderem ein Kraftwerk und mehrere Öl-Anlagen. Das Feuer in Jeddah sei unter Kontrolle gebracht worden, sagte al-Maliki.

Die Huthi-Rebellen erklärten, sie hätten bei der Angriffsserie mit Raketen und Drohnen auch mehrere "wichtige Einrichtungen" in der Hauptstadt Riad attackiert.

Mit ihren Angriffen auf Öl-Anlagen versuchten die Huthis, "den Nerv der Weltwirtschaft zu treffen", sagte al-Maliki. Saudi-Arabien ist der größte Öl-Exporteur der Welt. Ein Vertreter des saudischen Energieministeriums warnte am Freitag vor der Bedrohung, die diese Angriffe "für die Sicherheit der weltweiten Ölversorgung" darstellten.

USA und Deutschland verurteilen Huthi-Angriff

Die USA bezeichneten die jüngsten Angriffe am Freitag als "inakzeptabel". "Wir werden weiterhin mit unseren saudischen Partnern zusammenarbeiten, um ihre Verteidigungssysteme zu stärken, während wir auf eine dauerhafte Lösung zur Beendigung des Konflikts im Jemen hinarbeiten", sagte eine Sprecherin des US-Außenministeriums.

Auch das Auswärtige Amt in Deutschland verurteilte die Angriffe der Huthis "auf das Schärfste". Die erneuten Attacken "verletzen das humanitäre Völkerrecht und untergraben die regionale Stabilität, indem sie eine weitere Eskalation provozieren. Angriffe auf zivile Ziele sind durch nichts zu rechtfertigen", erklärte eine Sprecherin des Außenministeriums in Berlin.

Krieg seit 2015

Die jemenitische Miliz nimmt regelmäßig Ziele im Nachbarland ins Visier. Am vergangenen Wochenende attackierten die Rebellen ein Ölterminal in Jizan sowie eine Gasanlage und eine Ölraffinerie in der am Roten Meer gelegenen Industriestadt Yanbu. Die Raffinerie musste ihre Produktion vorübergehend reduzieren.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen arabischen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen. In dem Konflikt wurden nach UN-Angaben bereits rund 380.000 Menschen getötet, Millionen weitere mussten flüchten.

Formel-1-Wochenende wird fortgesetzt

Der Entschluss der Formel-1-Führung, der Teams und des Veranstalters, trotz der nahen Explosion an der Austragung des Großen Preises von Saudi-Arabien am Sonntag festzuhalten, scheint indes auch nach Beratungen in der Nacht auf Samstag unverändert zu stehen.

"Wir haben die volle Zusicherung erhalten, dass für das Land die Sicherheit an erster Stelle steht", erklärte Formel-1-Geschäftsführer Domenicali nach dem Treffen. Die saudischen Verantwortlichen hätten "alle notwendigen Systeme eingerichtet, um diesen Bereich, die Stadt und die Orte, an denen wir fahren, zu schützen. Wir sind also zuversichtlich. Aus diesem Grund werden wir die Veranstaltung fortsetzen."

Automobil-Weltverbandschef Mohammed Ben Sulayem versuchte zu beschwichtigen: "Worauf zielen die Huthis? Auf die wirtschaftliche Infrastruktur, nicht auf Zivilisten und nicht auf die Rennstrecke." Man habe "die Fakten geprüft und auf hoher Ebene die Zusicherung, dass dieser Ort sicher ist. Die Sicherheit ist gewährleistet, also lasst uns Rennen fahren", fügte der 60-Jährige Emirati hinzu.

"Ich glaube, dass von diesen Terroristen bewusst der Grand Prix ausgesucht wurde, weil sie dadurch die größte Publicity kriegen", sagte hingegen Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko. Man sei "völlig unerwartet in diese Situation gekommen". Auch der Österreicher meinte aber, dass "es das Richtige ist", den Grand Prix stattfinden zu lassen. (APA, AFP, sid, 26.3.2022)