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Moderatoren sollen tagtäglich grausamen Inhalten ausgesetzt sein.

Foto: AP / Kiichiro Sato

Die chinesische Videoplattform Tiktok zieht vor allem junge Menschen an. Kurze Videos, oft aufbereitet mit lustiger Musik, sollen das Publikum möglichst lange fesseln. Eine Taktik, die offensichtlich erfolgreich ist. Die App zählt inzwischen mehr als eine Milliarde Userinnen und User. Der enorme Erfolg birgt jedoch Schattenseiten, wie eine Klage ehemaliger Inhaltsmoderatorinnen zeigt. Sie werfen dem Unternehmen vor, ihre Arbeit habe sie traumatisiert.

"Wir sahen Tod und grausame Pornografie. Ich sah jeden Tag nackte minderjährige Kinder", erzählt eine Klägerin im Interview mit dem US-Radiosender NPR. "Ich sah, wie Menschen ins Gesicht geschossen wurde." Sie arbeitete vergangenes Jahr sieben Monate als Moderatorin für Tiktok.

Traumatisierende Inhalte

Gemeinsam mit einer weiteren Ex-Mitarbeiterin hat sie deshalb in den USA am Donnerstag eine Sammelklage gegen den Konzern eingereicht. Diesem wirft sie vor, Moderatorinnen und Moderatoren nicht vor Traumata zu schützen.

In der Klage heißt es dazu: "Die Beklagten haben es versäumt, einen sicheren Arbeitsplatz für die Tausenden Auftragnehmer zu schaffen, die die Torwächter zwischen den ungefilterten, ekelhaften und anstößigen Inhalten sind, die auf die App hochgeladen werden." Täglich würden Videos auf der Plattform veröffentlicht werden, die sexuellen Missbrauch an Kindern, Vergewaltigungen, Folter, Suizid und Morde zeigen. Alleine im zweiten Quartal des letzten Jahres soll die Plattform demnach mehr als 8,1 Millionen Videos gelöscht haben, die gegen entsprechende Regeln verstoßen.

Nicht unbekannt

Weiters werfen die Klägerinnen Tiktok vor, "sich der negativen psychologischen Auswirkungen bewusst" zu sein, "die das Betrachten von grafischen und anstößigen Inhalten auf die Inhaltsmoderatoren hat". Dennoch versäume es das Unternehmen, entsprechende Schutzmaßnahmen einzusetzen.

Wie "Gizmodo" berichtet, soll mit der Klage eine finanzielle Entschädigung der Klagerinnen erwirkt werden. Außerdem soll Tiktok dazu verpflichtet werden, sowohl aktiven als auch ehemaligen Inhaltsmoderatorinnen psychologische Behandlungen anzubieten. (red, 26.3.2022)