Infektiologe Christoph Wenisch ist mit den neuen Corona-Regeln nicht vollends einverstanden.

Foto: imago images/SEPA.Media/Michael Indra

Wien – Der bekannte Infektiologe Christoph Wenisch vom Klinikum Favoriten lehnt eine verkürzte Quarantäne für symptomfreie Infizierte, wie sie von der Regierung ermöglicht worden ist, ab: "Das geht nicht." Er sei froh, dass Wien diesen Weg nicht gehe: "Wenn das andere machen, werden sie sozusagen ungut aufwachen, weil sie sich damit die Krankheit einschleppen", meinte er in "Wien heute".

Wenisch betonte, dass auch symptomfreie Infizierte das Virus ausscheiden. Wenn das dann auf Vulnerable treffe oder Personen in Spitälern, denen es gerade schlecht gehe, sei das eine "Katastrophe".

ORF

Neue Corona-Regeln

Die Quarantäneregeln wurden am Donnerstag gelockert. Wer sich zwei Tage lang gesund fühlt, darf am fünften Tag nach der Infektion ohne Freitesten raus. Allerdings muss man eine Maske tragen und darf nicht in die Gastronomie oder in Pflegeheime und Spitäler. Es sei denn, man arbeitet im Gesundheitsbereich und dort herrscht gerade Personalknappheit, dann darf man auch zur Arbeit. Hat man Kontakt zu vulnerablen Personen, muss man zusätzlich zur Maske Schutzausrüstung tragen, Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) nannte da etwa Schutzbrillen und Schürzen. Wer einen schweren Verlauf hatte – also Sauerstoffbedarf –, darf generell mindestens zehn Tage lang nicht außer Haus.

Wien gab am Freitag bekannt, die Möglichkeit der verkürzten Quarantäne nicht in Anspruch zu nehmen. Man bleibt bei der Variante, dass sich infizierte Personen ab dem fünften Tag der Absonderung freitesten können. Das teilte ein Sprecher von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit. Auch das Burgenland zeigte sich skeptisch.

Wenisch: Rauch "ist noch nicht fit"

Wenisch ist froh, dass Wien in der Pandemie einen Sonderweg gehen kann. Denn Rauch sei zwar sicher ein super Politiker, "aber was die Gesundheit angeht, ist er noch nicht fit." Der neue Minister komme ihm noch etwas taumelnd vor.

Angesichts der vielen Reinfektionen sei jedenfalls die Theorie des Erreichens einer Herden-Immunität gestorben, glaubt Wenisch. Diese sei ohnehin immer mit Skepsis betrachtet worden "und jetzt ist sie tot". (APA, red, 27.3.2022)

Anm.: Christoph Wenisch wurde im Artikel ursprünglich als Virologe bezeichnet. Er ist Infektiologe.