Nur 48 Millionen Kilometer trennten die Raumsonde von der Sonne.

Illustration: Esa/ATG medialab

Die europäische Raumsonde Solar Orbiter hat auf ihrer bereits zwei Jahre währenden Reise durchs All den bisher sonnennächsten Punkt erreicht. Sie näherte sich der Sonne bis auf etwa 48 Millionen Kilometer, wie die europäische Weltraumagentur Esa mitteilte. Das ist weniger als ein Drittel des Abstandes zwischen Erde und Sonne. Der Solar Orbiter kam damit dem Zentrum des Sonnensystems so nahe wie nie zuvor, nur eine Raumsonde hat es bisher noch näher an unser Zentralgestirn geschafft: Die Nasa-Mission Parker Solar Probe flog im vergangenen Jahr in einem Abstand von nur 8,5 Millionen Kilometern an der Sonne vorbei.

Der Solar Orbiter ist eine rund 1,5 Milliarden Euro teure Mission der Europäischen Weltraumorganisation Esa in Zusammenarbeit mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa. An Bord des 1,8 Tonnen schweren Orbiters sind zehn wissenschaftliche Instrumente. Forschende erhoffen sich von der Mission neue Erkenntnisse über die Sonne und das Magnetfeld. Die Instrumente vermessen nicht nur die elektromagnetischen Felder und Sonnenteilchen, die die Raumsonde umströmen, sondern können erstmals aus großer Nähe auf die Sonne selbst blicken. Aktuell nimmt der Solar Orbiter erstmals die Polregionen der Sonne in den Blick.

Noch näher im Oktober

"Obwohl die Sicht von Solar Orbiter auf die Pole noch nicht optimal ist, ist der Zeitpunkt für solche Beobachtungen momentan besonders günstig", sagte Hardi Peter vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung, das mehrere Instrumente der Sonde beigesteuert hat. In ihrem etwa elfjährigen Zyklus hat die Aktivität der Sonne ihr Maximum derzeit noch nicht erreicht. In dieser vergleichsweise ruhigen Phase tritt aus Regionen in der Nähe der Pole vermehrt der schnelle Sonnenwind aus. Mit Überschallgeschwindigkeiten von etwa 750 Kilometern pro Sekunde jagen diese Sonnenteilchen durchs All. Die aktuellen Messungen könnten Aufschluss über den Beschleunigungsmechanismus geben.

Bereits im Juni 2020 war die Sonde bis auf 77 Millionen Kilometer an die Sonne herangeflogen und hatte Aufnahmen von kleinen Strahlungsausbrüchen, sogenannten "Lagerfeuern", auf dem Stern gemacht. Die aktuelle, stark elliptische Umlaufbahn der Sonde wird sich in den kommenden drei Jahren nur wenig ändern: Etwa alle sechs Monate wird die Raumsonde den Sonnennächsten Punkt der Bahn erreichen. Beim nächsten Durchgang, der im Oktober ansteht, fliegt die Weltraumsonde dann bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heran. (red, APA, 27.3.2022)