Filmplakat zur Doku "Nackt! Hollywood zwischen Prüderie und Provokation".

Foto: ORF/Palatin Media

Wenn von Nacktheit im Film die Rede ist, geht es fast immer um Frauen. Das war zunächst auch in der Disney-Dokumentation Nackt! Hollywood zwischen Prüderie und Provokation von Danny Wolf am Sonntag um 23.05 Uhr auf ORF 2 nicht anders.

Der Film spannt den Bogen von der Freizügigkeit der frühen Jahre mit Audrey Munson, dem jähen Ende 1934 mit dem gefürchteten Production Code über Russ Meyers Nudies der 1960er-Jahre bis zur Sharon Stones Beinschlag in Basic Instinct und Kate Winslets Aktpose in Titanic. Im Jahr 1968 ließ Malcolm McDowell in Lindsay Andersons If.... die Hüllen fallen. Sein Fight mit Christine Noonan gilt als erste Studioproduktion, in der man einen Mann und eine Frau gemeinsam nackt sah. Als die Szene gedreht wurde, habe der Regieassistent die Produktion aus Protest ge gen den "subversiven Dreck" verlassen, erinnert sich McDowell. Bis zum ersten rein männlichen Nacktkampf zwischen Sacha Baron Coen und Ken Daviatan in Borat war es ein weiter Weg.

Sprach man früher mit Filmleuten, so wurde meistens versichert, Sexszenen zu drehen sei eine sterile, unerotische Angelegenheit. Selbst wenn das gestimmt haben soll, gab es vor und nach dem Dreh oft ein sexuell aufgeladenes Umfeld. In der Doku erzählen Schauspielerinnen von nacktem Vorsprechen und Sexszenen, die sie als Vergewaltigung erlebten. #MeToo habe viel verändert. Mittlerweile gibt es sogenannte Nacktklauseln, an die sich alle halten müssen. Sie bekomme mehr Aufträge, erzählt die Intimitätsberaterin Alicia Rodis. Sind die Nackten im Film deshalb weniger geworden? Mag sein. Mit Prüderie hat das aber nichts zu tun. (Doris Priesching, 27.3.2022)