Max Verstappen meldet sich nach dem verpatzten Saisonstart eindrucksvoll zurück.

Foto: APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC

Es ist der 21. Grand Prix-Sieg in der Karriere des Niederländers.

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Formel-1-Weltmeister Max Verstappen hat in einer irren Windschatten-Show zurückgeschlagen und seinen ersten Saisonsieg gefeiert. Beim zweiten Saisonrennen im Betonkanal von Jeddah kämpfte der Red-Bull-Pilot, der beim Auftakt Opfer eines technischen Defekts war, den erneut starken Ferrari-Piloten Charles Leclerc nieder. Red Bull und Ferrari scheinen die WM-Titel unter sich auszumachen – und die Mercedes-Dominanz ist wohl Geschichte.

"Es war ein super Rennen", sagte Verstappen: "Am Ende konnte man sehen, dass wir eine etwas besser Pace hatten. Letzten Endes sind wir jetzt gut in die Saison gestartet." Leclerc gestand, dass er das Rennen absolut genossen habe: "Das war tolles Racing, so sollte jedes Rennen sein. Max hat einen Super-Job gemacht."

Leclerc führt die WM nach diesem chaotischen Wochenende in Saudi-Arabien mit 45 Punkten vor seinem spanischen Teamkollegen Carlos Sainz (33) und Verstappen (25) an. Die einstigen Dauersieger von Mercedes spielten am Sonntag erneut nur eine Nebenrolle und dürften zumindest vorerst kaum in den Kreis der Titelanwärter zurückkehren.

Spannung bis zum Schluss

Bis zur letzten Runde hielten Verstappen und Leclerc in Jeddah die Spannung hoch, im Finish gab es gleich einige Überholmanöver und umgehende Konter. "Wir haben vorne hart gekämpft. Es war sehr schwierig. Ich bin wirklich glücklich, dass wir die Saison jetzt mit einem Kickstart begonnen haben", sagte Verstappen, der seinen 21. Karriere-Sieg feiern durfte.

Red-Bull-Konsulent Helmut Marko meinte, man habe gewusst, "dass wir im Rennen stark sein werden. Wir haben extra einen kleineren Heckflügel genommen, damit wir auf den Geraden schneller sind." Mitentscheidend sei auch gewesen, dass der Reifenverschleiß "bei Weitem nicht so stark wie angenommen" gewesen sei, erklärte der Steirer im ServusTV-Interview. Am Ende habe sich die Klasse des Weltmeisters durchgesetzt. "Das ist halt Max. Wir wissen schon, er ist teuer – aber er ist es wert." Dem Konkurrenzteam Ferrari zollte er Respekt: "Wir haben einen ebenbürtigen Gegner."

Verstappen holte sich beim Start Platz drei von Sainz, danach gab es lange Zeit keine Positionswechsel an der Spitze. Im Mittelfeld ging es aber zur Sache: Fernando Alonso und sein Alpine-Teamkollege Esteban Ocon lieferten sich – sehr zum Ärger ihrer Vorgesetzten an der Box – ein knallhartes Stallduell, Valtteri Bottas im Alfa Romeo und Kevin Magnussen im Haas mischten im Kampf mit. Der vom 15. Platz gestartete Hamilton tat sich schwer, mit seinem Mercedes das Tempo seiner Vorderleute mitzugehen.

Kein Weg an die Spitze für Hamilton

Pole-Mann Perez wechselte zu Beginn der 16. Runde als Erster aus dem Führungsquartett die Reifen, just zu dem Zeitpunkt verunfallte Williams-Pilot Nicholas Latifi. Es folgte ein Einsatz für das Safety Car, was fast alle für ihren ersten Boxenstopp nutzten. Nicht so Hamilton und Vettel-Vertreter Nico Hülkenberg im Aston Martin, die zum Start schon die Hart-Mischung drauf hatten. Sainz wurde bei der Ausfahrt aus der Boxengasse von Perez regelwidrig überholt, beim Restart des Rennens gab der Mexikaner Platz drei aber fair zurück an den Spanier.

Hamilton arbeitete sich zwischenzeitlich auf Platz sechs vor, ganz vorne hieß der Zweikampf jetzt wieder Leclerc gegen Verstappen. Entscheidend nahe kam der Niederländer dem Ferrari-Hoffnungsträger vorerst aber nicht. Nach den Ausfällen von Alonso und Daniel Ricciardo wurde in der Schlussphase noch einmal das virtuelle Safety Car aktiviert. Danach überholte Verstappen mit DRS-Unterstützung Leclerc, der sich aber sofort wieder an die Spitze setzte. Bis zur Zielflagge ging das Gefecht weiter. Vier Runden vor Schluss übernahm Verstappen die Führung und gab sie nicht mehr ab.

Das Auto von AlphaTauri-Pilot Yuki Tsunoda blieb schon auf der Installationsrunde wegen eines Problems mit dem Öldruck seines Antriebs stehen. Mick Schumacher war vom Haas-Team nach seinen Qualifying-Unfall als Vorsichtsmaßnahme schon am Samstag aus dem Verkehr gezogen worden. Nur 18 Piloten starteten also das Rennen, vier weitere blieben dann auf der Strecke. Der Franzose Ocon wurde Sechster, Lando Norris (GBR) im McLaren, Pierre Gasly (FRA) im AlphaTauri und Magnussen (DEN) folgten auf den Plätzen sieben bis neun. Der dritte WM-Lauf des Jahres findet in zwei Wochen in Melbourne an der australischen Südostküste statt. (APA, sid, red, 27.3.2022)

Endstand des Formel-1-Grand-Prix von Saudi-Arabien in Jeddah

Rennlänge: 50 Runden zu je 6,175 km = 308,45 km

1. Max Verstappen (NED) Red Bull 1:24:19,293
2. Charles Leclerc (MON) Ferrari +0,549
3. Carlos Sainz (ESP) Ferrari +8,097
4. Sergio Perez (MEX) Red Bull +10,800
5. George Russell (GBR) Mercedes +32,732
6. Esteban Ocon (FRA) Alpine +56,017
7. Lando Norris (GBR) McLaren +56,124
8. Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri +1:02,946
9. Kevin Magnussen (DEN) Haas +1:04,308
10. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes +1:13,948
11. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo +1:22,215
12. Nico Hülkenberg (GER) Aston Martin +1:31,742
13. Lance Stroll (CAN) Aston Martin +1 Runde
14. Alexander Albon (THA) Williams +3 Runden

Ausgeschieden: Fernando Alonso (ESP) Alpine, Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo, Nicholas Latifi (CAN) Williams, Daniel Ricciardo (AUS) McLaren, Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri

Nicht gestartet: Mick Schumacher (GER) Haas

Schnellste Runde: Charles Leclerc (MON) Ferrari in der 48. Runde in 1:31,634 (Schnitt: 242,600 km/h)

WM-Stand (nach 2 von 22 Rennen):

1. Charles Leclerc (MON) Ferrari 45
2. Carlos Sainz (ESP) Ferrari 33
3. Max Verstappen (NED) Red Bull 25
4. George Russell (GBR) Mercedes 22
5. Lewis Hamilton (GBR) Mercedes 16
6. Esteban Ocon (FRA) Alpine 14
7. Sergio Perez (MEX) Red Bull 12
8. Kevin Magnussen (DEN) Haas 12
9. Valtteri Bottas (FIN) Alfa Romeo 8
10. Lando Norris (GBR) McLaren 6
11. Yuki Tsunoda (JPN) AlphaTauri 4
Pierre Gasly (FRA) AlphaTauri 4
13. Fernando Alonso (ESP) Alpine 2
14. Guanyu Zhou (CHN) Alfa Romeo 1

Stand Konstrukteurs-WM (nach 2 von 22 Rennen):

1. Ferrari 78
2. Mercedes 38
3. Red Bull 37
4. Alpine 16
5. Haas 12
6. Alfa Romeo 9
7. AlphaTauri 8
8. McLaren 6

Nächstes Rennen: Grand Prix von Australien am 10. April in Melbourne/Albert Park Circuit