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Genmanipulierte Moskitos, die mit Resistenzen gegen Malaria ausgestattet sind, könnten eines Tages bei der Bekämpfung der Krankheit helfen, glauben einige Wissenschafterinnen und Wissenschafter.

Foto: James Gathany/CDC via AP, File

Momentan schlummern sie noch in ihren Eiern: Abermillionen kleine Larven, die bald über Seen, Teiche, in Regentonnen, Pfützen oder Wassergräben schwimmen und uns als vollentwickelte Gelsen im Sommer Abende im Freien und so manche Nacht vermiesen. Was in unseren Breitengraden meist nur lästig ist, kann vor allem in tropischen Gebieten lebensgefährlich werden: Denn dort können die Stechmücken Krankheiten wie Gelbfieber, Dengue oder Zika übertragen und das Leben von Millionen Menschen gefährden.

Um die Gelsen zu bekämpfen, will ein Unternehmen in den USA nun 2,4 Milliarden gentechnisch veränderte Stechmücken freisetzen. Die Gelsen sind männlich, stechen daher nicht und sollen bei der Paarung mit wildlebenden Mücken ebenfalls nur männliche Nachkommen hervorbringen, wodurch die Zahl der Moskitos immer weiter zurückgehen soll. Doch der Versuch ist umstritten: Sobald die Moskitos freigelassen sind, können sie nicht mehr zurückgeholt werden, warnen Umweltschutzorganisationen. Die Auswirkungen auf die Umwelt seien schwer vorherzusagen. Ähnliche Bedenken wurden bereits bei Überlegungen, Malariamücken mit Resistenzgenen auszustatten, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern, vorgebracht.

Schnelleres Wachstum

Dabei sind Moskitos längst nicht die einzigen Tiere, die mittels gentechnischer Eingriffe künftig noch mehr an die Wünsche und Bedürfnisse des Menschen angepasst werden sollen. Während in der EU gentechnisch veränderte Tiere und Tierprodukte verboten sind, boomt die Gentechnik seit einigen Jahren besonders in den USA und China, die hoffen, damit nicht nur die Forschung, sondern vor allem auch die Nahrungsproduktion noch mehr zu steigern.

Schon 2015 wurde in den USA ein genveränderter Lachs zugelassen, der ein zusätzliches Wachstumshormon enthält und somit nicht erst nach drei, sondern schon nach knapp eineinhalb Jahren schlachtreif ist. Und auch Schweine, Schafe, Kühe und Hühner werden bereits im Labor für verbesserte Eigenschaften genetisch getrimmt.

Resistenzen gegen Krankheiten

2018 gelang es etwa chinesischen Wissenschaftern, transgene Schweine herzustellen, die mit ihrem Speichel in der Lage sind, bestimmte Kohlenhydrate abzubauen. Dadurch sollen sie rund ein Fünftel weniger Nitrat ausscheiden und um ein Fünftel schneller wachsen als herkömmliche Schweine. Zudem sollen gentechnisch veränderte Schweine Resistenzen gegen Krankheiten wie etwa die Schweinepest entwickeln.

Und erst vor wenigen Wochen erteilten Behörden in den USA die Genehmigung, dass neben genveränderten Lachsen und Schweinen nun auch genveränderte Kühe auf dem Markt verkauft werden dürfen. Die transgenen Kühe wurden mithilfe der Genschere CRISPR/Cas genetisch so angepasst, dass sie eine dickere Haut entwickeln und somit Hitze besser standhalten können. Laut dem Biotechnikunternehmen Recombinetics, das hinter der Entwicklung der transgenen Kühen steckt, sollen die Kühe dadurch Fett schneller aufbauen und die Fleischproduktion effizienter und nachhaltiger machen.

Viele Bedenken

Doch die Versuche stoßen – ähnlich wie bei den Moskitos – immer wieder auf heftige Kritik. Zwar züchten Menschen bereits seit tausenden Jahren Tiere, um gezielt bestimmte Eigenschaften zu verbessern. Doch mithilfe der Gentechnik können Veränderungen noch weit präziser, schneller und umfassender durchgeführt werden – mit oftmals unbekannten Auswirkungen auf Tier, Mensch und Umwelt, warnen Expertinnen und Experten.

Und während Pflanzen bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten zumindest in Ländern wie den USA gentechnisch verändert werden, ist die Genmanipulation von Tieren zum Teil wesentlich aufwendiger. Gelingt der Vorgang, können Tiere mit Genen von völlig anderen Organismen ausgestattet werden, die sie auf natürlichem Weg nie erhalten hätten. Das birgt jedoch auch das Risiko, dass neue Krankheiten genmanipulierter Tiere auf nicht veränderte Tiere oder den Menschen übertragen werden, warnen einige Wissenschafter. Zudem könnten einige Menschen allergische Reaktionen auf Nahrungsmittel von genmanipulierten Tieren entwickeln, so die Sorge. Zumindest bis jetzt haben sich viele der Sorgen jedoch noch nicht bestätigt.

Gesundheitliche Probleme

Für viele Tierschützerinnen und Tierschützer stellen sich jedoch auch einige ethische Bedenken, wie etwa, welche gesundheitlichen Probleme für die Tiere selbst entstehen könnten. So stellten Wissenschafter etwa fest, dass einige transgene Schweine, denen ein menschliches Wachstumshormon in ihr Genom eingefügt wurde, Arthritis und Sehschwächen entwickelten.

Umso wichtiger ist es laut Fachwelt, bei einem künftigen Einsatz transgener Tiere in der Landwirtschaft oder Natur äußerst behutsam vorzugehen. So sollen auch die Auswirkungen der transgenen Stechmücken in den nächsten Monaten und Jahren genau untersucht werden. Um sie später identifizieren zu können, wurden sie beispielsweise mit einem zusätzlichen Gen ausgestattet. Erst danach wird man sehen, ob die vom Menschen veränderten Gelsen tatsächlich von lästigen und tödlichen zu "freundlichen" Gelsen geworden sind. (Jakob Pallinger, 2.4.2022)