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Die Entscheidung, ob man lieber an einer Universität oder Fachhochschule studieren möchte, ist gar nicht so einfach.

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Dieser Text ist am 4. April 2022 in unserem Magazin "Mein Job. Mein Leben." erschienen.

So war die Uni

Raus aus der Schule, raus aus dem Elternhaus, rein in die Freiheit – für viele führt der Weg dabei an die Universität. Auch für mich. Nach zwölf Jahren Schule hatte ich genug von Stundenplänen und schrieb mich für Politikwissenschaft an der Uni Wien ein. Tatsächlich studierte ich aber erst einmal das Uni-Leben selbst: Anmeldefristen, Voraussetzungsketten, Anrechnungsbescheide – all das muss man sich zunächst erarbeiten, und das, wie alles auf der Uni, selbstständig.

Wer sich, wie ich damals, nicht zu hundert Prozent sicher ist, was er mit seinem Leben anstellen will, kann mit einem Uni-Bachelorstudium wenig falsch machen. Die meisten Studienrichtungen sind so breit angelegt, dass man sich später noch in viele Richtungen spezialisieren kann. Zumindest die Studiengänge ohne Aufnahmeprüfung sind außerdem ebenso schnell an- wie abgemeldet, was zumindest mich zu Kurzausflügen in andere Institute animiert hat.

Spätestens im halb abgeschlossenen Theaterwissenschaftsstudium lernte ich: An der Uni wird geforscht, nicht gemacht. Eine Erkenntnis, die so manchem Studienkollegen, der von einer Bühnenkarriere träumte, erst in der staubtrockenen Inszenierungsanalyse-Vorlesung dämmerte.

Was man wie intensiv zu welchem Zeitpunkt studiert und ob man das in sechs oder 16 Semestern tut, bleibt jedem auf der Uni selbst überlassen. Nur die Selbstdisziplin muss man aufbringen.

So war die FH

Wenn das Uni-Studium eine Backpacker- Reise wäre, wäre das FH-Studium ein All-inclusive-Urlaub aus dem Reisebüro. Nach der Anmeldung zum Journalismusstudium an der Fachhochschule Wien bekam ich einen Stundenplan, ein fixes Abschlussdatum und einen Spindschlüssel – nur die Pausenglocke fehlte noch für das komplette Schulzeit-Déjà-vu.

Wer an einer Fachhochschule studiert, weiß in der Regel, wohin die Reise gehen soll: nämlich in die Praxis. Das schlägt sich auch im Curriculum nieder: Statt Forschenden unterrichten an FHs Profis aus der Branche, die lieber konkrete Praxisprojekte als wissenschaftliche Abschlussarbeiten sehen wollen. In meinem Fall hieß das: Artikel, Videoreportagen, Radiobeiträge.

Während es in beliebten Fächern an großen Unis teils tausende Erstis gibt, sind die Jahrgänge an FHs kleiner – man kennt einander. Die Beziehungen zu den Kommilitonen sind deshalb intensiver, und viele fanden unter Mitstudierenden oder Lehrenden wertvolle Kontakte für das spätere Berufsleben. Oft sind FH-Studien außerdem darauf zugeschnitten, dass man nebenbei arbeiten kann. In meinem Fall fanden sämtliche Lehrveranstaltungen geballt von Freitagfrüh bis Samstagabend statt. Dort nahm ich es mit der Anwesenheit dafür dann ernster als an der Uni.

Langzeitstudenten gibt es an der Fachhochschule nicht – hier geht man nach der fixen Studienzeit mit einem Abschluss raus. (Philip Pramer, 7.4.2022)