Einmal stündlich erscheint ein Foto von Füchsen als Korrektiv auf Twitter.

Foto: Imago / blickwinkel / McPhoto / W. Rolfes

Manchmal fühlt es sich an, als wären unsere Köpfe nur mehr mit Watte gefüllt. Man überlegt, welcher Wochentag ist. Man telefoniert mit Freunden. Und keiner wundert sich über den Satz: "Äh sorry, jetzt hab ich komplett vergessen, was ich sagen wollte."

Die Gleichzeitigkeit der Dinge, das war eigentlich immer ein schönes Gedankenspiel. Aktuell ist dieser philosophische Blick, abgeleitet von Einsteins Relativitätstheorie, in schweren Misskredit geraten: zerstörte ukrainische Städte, flüchtende Frauen und Kinder. Dazu Klimakrise, Pandemie und Inflation. Inzwischen ist man daueralarmiert.

Automatisierte Füchse

"Die vergangenen Wochen und Tage haben mir stark aufs Gemüt geschlagen", schreibt auch die Finanzexpertin Christiane von Hardenberg in der Zeit. Ich lese ihre Kolumne sehr gerne – nicht, weil ich Geld anzulegen hätte, sondern einfach, weil ich die empathische Tonlage der Autorin mag.

Überhaupt ist Empathie heute wichtiger denn je. Man versucht zu helfen, so viel man kann. Man lächelt Mitmenschen an. Und darüber hinaus muss man sich – das bemerken auch die Stabilsten unter uns – aktiv für die eigene mentale Gesundheit einsetzen. Man geht spazieren. Man geht laufen. Einige meditieren.

Und Nachrichtenjunkies, die an der Twitter-Nadel hängen, abonnieren als Korrektiv den vorprogrammierten Fox Account: Einmal stündlich stellt @hourlyFox ein Foto mit Füchsen ins Netz – kleine, große, im Wald und im Schnee. Ja, so weit ist es gekommen. Früher hieß es: "last night a DJ saved my life". Jetzt werden unsere Seelen von Fuchs-Bots gerettet.

Kopf hoch, Sweetheart

Man kann auch ins Theater gehen. Aktuell ist am Wiener Burgtheater eine herzerwärmende Inszenierung von Der Sturm zu sehen – mit mehr Revue-Feeling als Text, etwa dem wunderbaren Song der österreichischen Musikerin Gustav Alles renkt sich wieder ein ("Lass den Kopf nicht hängen, Sweetheart, es wird alles wieder schön"). Tief berührt sitzt man drin und denkt: Ach so, das gibt es ja auch noch, Poesie.

Dynamik bewegter Körper

Sex gibt es auch. Nach gescheiterten Bilderbuchehen und Kleinfamilienmodellen versuchen sich einige im Bekanntenkreis gerade in Polyamorie. Eine Herausforderung unter Corona – und für ein paar Leute auch zu kompliziert.

Erst gestern meinte etwa die Lebensgefährtin meines Nachbarn: "Eine Orgie, okay. Aber ich habe sicher keine Lust, jeden Abend an fünf verschiedene Mobilnummern Gutenachtbussis zu verschicken." Es ist immer gut, wenn man seine Grenzen kennt. (Ela Angerer, RONDO, 5.4.2022)