An diesem gefährlichen Tag sind nur Vorsicht und Ernst zum Schutz des eigenen Innenlebens angebracht.
Foto: Imago / Sepp Spiegl

Pro
von Tanja Traxler

Man könnte den Aprilscherz als die Urgroßmutter der Fake News ansehen: das gezielte Streuen von Falschinformationen zum eigenen kleinen Vorteil.

Doch während Fake News als Fakten getarnt auf dauerhafte Desinformation abzielen, verfolgt der Aprilscherz einen aufklärerischen Anspruch: Letztlich müssen die Tatsachen preisgegeben werden, denn sonst gibt es nichts zu lachen.

Lachen ist auch das richtige Stichwort, um zur Ehrenrettung des Aprilscherzes auszurücken. Es hat unbestritten erbaulichere Zeiten gegeben als die jetzigen, in denen sich das Scherzen und Lachen nur allzu rar macht.

Dabei sollte nicht vergessen werden, wie viele positive Effekte ein herzhaftes Losprusten für Psyche und Körper hat – das Bauchmuskeltraining ist da noch der unbedeutendste. Zum Glück hängt die heilsame Wirkung des Lachens nicht allein von der Qualität des Witzes ab – ein mittelmäßiger Aprilscherz tut es zur Not auch.

Kontra
von Ljubiša Tošic

Es heißt, wer den Humor verloren hat, dürfte den Ernst der Lage nicht wirklich erkannt haben. Das stimmt eigentlich fast immer, nichts gegen das Lachen. Am 1. April gehört Humor allerdings verboten. An diesem gefährlichen Tag sind nur Vorsicht und Ernst zum Schutz des eigenen Innenlebens angebracht.

Es ist nämlich der Tag der Grenzüberschreitung. Alle Sadisten dieser Welt schwingen sich unter dem Deckmantel der Heiterkeit auf, ihrer Umwelt mit Fake News Überraschen zu bereiten. Hey, hab grad deinen Arzt getroffen, er richtet dir aus, du hättest was Ernstes ... ha, ha, April, April!

Ja, es ist der Tag, an dem die schlimmsten Albträume den Blutdruck – hoffentlich folgenlos – hochjagen. Zwar hatten wir während der Präsidentschaft von Donald Trump das Gefühl, es sei täglich 1. April – im Lichte seiner alternativen Neuheiten. Man gewöhnte sich daran. Allerdings sind Fake-Nachrichten die Welt betreffend leichter zu ertragen als solche, die unser Innerstes aufwühlen. (RONDO, 1.4.2022)