Raus und weg: Das denken sich heuer viele Österreicherinnen und Österreicher. Sie zieht es wieder verstärkt in den Süden.

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Insgesamt etwas sparsamer, ein nicht allzu langer Haupturlaub im Sommer, dafür mehr Kurzreisen, im Schnitt 18 Tage weg von zu Hause und durchaus gerne wieder ans Mittelmeer: Das ist die Quintessenz einer Umfrage, die das Marktforschungsinstitut Marketagent im Auftrag der Reisebürokette Ruefa durchgeführt hat.

Die Umfrage unter 1.500 repräsentativ ausgewählten Personen über 18 Jahre fand Ende Jänner / Anfang Februar und damit vor Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine statt. Dennoch bekomme man ein Gefühl, wohin es die Österreicher und Österreicherinnen heuer zieht, sagte Helga Freund, Ruefa-Geschäftsführerin und Vorstandsdirektorin der Konzernmutter Verkehrsbüro, bei der Präsentation des Ruefa-Reisekompasses 2022.

Reiseströme ändern sich

Durch den Krieg in der Ukraine sei zu beobachten, dass sich Reiseströme änderten. Ein Hinderungsgrund, Urlaub zu machen, sei der Krieg an der EU-Außengrenze aber nicht, ergänzte Ruefa-Co-Geschäftsführer Michele Fanton. Spürbar seien die Auswirkungen in Ländern wie Polen oder Rumänien, die vor allem bei Rundreisenden beliebt waren. Die Nachfrage sei seit Ausbruch des Krieges gesunken. Das Baltikum hingegen läge noch gut, auch für Skandinavien sei das Interesse ungebrochen.

Ostseekreuzfahrten wurden umgeroutet, St. Petersburg – bisher ein Fixstern am Kreuzfahrthimmel – wurde von den Reedereien aus dem Programm genommen. Insgesamt bleiben Kreuzfahrten, die vor Corona einen Boom erlebten, mit der Pandemie aber in eine schwere Krise stürzten, weiter wenig gefragt. Reedereien versuchten deshalb, die Schiffe durch Preiszugeständnisse zu füllen. Das könnte dazu führen, dass Kreuzfahrten bei manchen Kurzentschlossenen doch noch zur Alternative zum eigentlich geplanten Strandurlaub werden.

Mehrkosten durch Energie

Bei wem sich der Krieg in der Ukraine negativ niederschlagen könnte, ist bei Asiaten und Amerikanern. Bedingt durch die schrecklichen Bilder könnte viele davon heuer auf einen Europa-Urlaub verzichten und andere Destinationen wählen. Die Reiselust der Europäer werde durch den Krieg nicht geschmälert, glaubt Freund. Inwiefern sich die hohen Spritpreise auf die Wahl des Verkehrsmittels im Urlaub auswirken, müsse sich erst zeigen. Reiseveranstalter hätten zugesagt, bei bereits gebuchten Urlauben eventuell entstehende Mehrkosten für Energie zu übernehmen. Im weiteren Jahresverlauf könnten aber Preiszuschläge nicht ausgeschlossen werden. Im Schnitt wollen Österreicher und Österreicherinnen heuer 1.550 Euro für den Urlaub springen lassen, etwas wenige als die 1620 Euro, die bei der letzten Umfrage für 2020 erhoben wurden.

Wohin zieht es nun die Urlaubshungrigen aus Österreich im heurigen Sommer? Laut Umfrage planen 84 Prozent fix einen Urlaub, das ist etwas weniger als 2020 – da waren es 90 Prozent. Drei von vier wollen Urlaub in Europa machen; in die Ferne zieht es 20 Prozent, wobei das Hauptmotiv ein Badeurlaub ist, Individual- oder Rundreisen sind demnach weniger gefragt. Elf Tage werden im Schnitt für den Haupturlaub reserviert, zwölf waren es zuletzt.

Italien trumpft auf

Beliebtestes Reiseland ist Italien; 36 Prozent zieht es dorthin, um drei Prozentpunkte mehr, als dies 2020 vorhatten. Zweitgereiht ist Kroatien mit 31 Prozent, vor Deutschland (20 Prozent), Griechenland (13 Prozent) und Spanien (zwölf Prozent).

Ein Comeback könnte nach Einschätzung von Freund die Türkei erleben, die zuletzt schwach gefragt war und wohin heuer sieben von 100 wollen – mit starkem Anstieg der Buchungszahlen seit Jänner. Bei Fernreisen liegen die USA mit 23 (15) Prozent an der Spitze vor Thailand, den Malediven und den Emiraten.

Österreich, das in den beiden zurückliegenden Corona-Jahren im Sommer stark von Inlandsgästen profitiert hat, dürfte einen Teil davon heuer an Mittelmeerstrände verlieren. An der Spitze der Beliebtheit rangiert die Steiermark vor Kärnten, Salzburg und Tirol.

(Günther Strobl, 29.3.2022)