Urlaub wird Bildungsminister Polaschek vermutlich nicht nehmen. Er kündigte an, Lehrer entlasten zu wollen.

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Wenn der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter Thomas Krebs (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) Betriebsurlaub wünscht, dann könnte das lieb gemeint sein. Genau das Gegenteil ist aber der Fall: In einem Brief prangert Krebs Belastung in "höchstem Maß" an. Durch das Corona-Management und nun den Zuzug ukrainischer Schüler ins österreichische Schulsystem seien die Lehrerinnen bereits am Limit. Anstatt den Lehrerinnen aber unter die Arme zu greifen, würden ihnen "unzählige, unnötige Projekte" aufgebrummt, heißt es in dem Schreiben, das der "Presse" vorliegt.

Mehrbelastung

Krebs spricht in dem Brief von "endlosen Besprechungen, Sitzungen, Erhebungen und Projekten, die keinen Mehrwert haben" und für die niemand im Schulalltag Zeit habe. Besonders verärgert zeigen sich die Lehrervertreter über die Arbeitsweise des Ministeriums: "Ihr Haus scheint so zu agieren, als gäbe es weder Pandemie noch Krieg und jede der Sektionen im Bildungsministerium spuckt unkoordiniert ein überflüssiges Projekt nach dem anderen aus." Die rechte Hand wisse nicht, was die linke tue, heißt es. Einen Ausweg sieht der Gewerkschafter in einem Betriebsurlaub: "Kann das Ministerium nicht einmal schließen und einen Monat Betriebsurlaub machen, damit wir in den Schulen durchatmen können und uns auf unsere eigentlichen Aufgaben konzentrieren können?"

Die Forderungen sind daher klar: Es sollten keine "unnötigen Vorhaben" mehr kommen und die Projekte, "die schon jetzt die Schulen quälend belasten, eingestellt werden". Falls das Ministerium diese Vorhaben nicht einstelle, stellt Krebs auch Boykottmaßnahmen in Aussicht.

Polaschek will kalmieren

Polaschek versucht indes zu kalmieren: Zur "Presse" sagte er, dass bereits eine "Reihe von Entlastungsmaßnahmen" erlassen worden seien. Dazu gehöre, dass die Kommunikation mit den Schulen so gut es gehe gebündelt worden sei. Außerdem seien Abgabefristen bei den Schulentwicklungsplänen verschoben worden. Auch die Reduktion der Tests nach den Osterferien wird Polaschek zufolge zusätzlich zur Entlastung beitragen. Allerdings müsse man weiter schauen, wo Entlastungen vorgenommen werden könnten, sagte Polaschek. (etom, 29.3.2022)