Teamchef Franco Foda mit Torschütze Alessandro Schöpf.

Foto: EPA/Bruna

Wien – Österreichs Fußball-Teamspieler haben sich am Dienstagabend erleichtert darüber gezeigt, dass Nationaltrainer Franco Foda nicht mit einer Niederlage Abschied nehmen musste. Das 2:2 im Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen Schottland nach 0:2-Rückstand sei ein halbwegs versöhnlicher Abschluss der viereinhalbjährigen Amtszeit des Deutschen gewesen, meinten die ÖFB-Kicker.

Laut Christoph Baumgartner fand Aleksandar Dragovic nach dem Schlusspfiff in der Kabine gegenüber Foda "gute Worte". Dragovic habe sich für die letzten Jahre bedankt. Jeder Spieler verabschiedete sich persönlich beim Teamchef, dann sprach Foda ein paar Worte. "Es war eine gute Stimmung am Ende, die hat er sich auch verdient", sagte Baumgartner.

Foda sagte, die Ansprachen hätten ihm gezeigt, "dass wir gemeinsam einiges erreicht haben, dass wir ein gutes Verhältnis zueinander hatten – auch wenn das von dem einen oder anderen Medium anders hineininterpretiert wurde".

Baumgartner debütierte unter Foda in der A-Auswahl und ist mittlerweile aus der Mannschaft nicht wegzudenken. "Ich bin ihm sehr dankbar, er hat mich zum Nationalspieler gemacht. Ich habe eigentlich immer gespielt, wenn ich gesund war. Das ist nicht selbstverständlich für einen 21-, 22-Jährigen", sagte der 19-fache Internationale (sechs Tore).

Neuer Wind

Fodas Nachfolger soll im April feststehen und im Juni in der Nations League debütieren. Baumgartner glaubt, der neue Teamchef werde es durch das Unentschieden "ein bisschen leichter" haben. "Bei einer Niederlage wäre die Stimmung im ganzen Land schlecht gewesen, jetzt haben wir es noch so halbwegs hingebogen", sagte Baumgartner und meinte außerdem: "Es wird ein neuer Teamchef kommen, neue Ideen, ein neuer Wind. Den Wind wollen wir mitnehmen, Gas geben und anfangen, viele Spiele zu gewinnen."

Einen Sieg hätte man sich schon gegen Schottland gewünscht, und er wäre laut Baumgartner auch möglich gewesen. "Der schottische Goalie hat in manchen Szenen überragend gehalten", sagte der Niederösterreicher. Dazu kam, dass der erste Treffer der Gäste wohl irregulär war, weil Baumgartner in dieser Szene vom Unterarm des Torschützen Jack Hendry im Gesicht getroffen wurde. "Ich hatte das Gefühl, dass es ein Foul an mir war. Hätte es in diesem Match den VAR gegeben, wäre es wahrscheinlich überprüft worden", vermutete der 22-Jährige.

Dragovic mit 100. Spiel

Für Dragovic blieb trotz des Remis ein schaler Beigeschmack. "Wir wollten das Spiel unbedingt gewinnen für den Trainer, der die meiste Kritik einstecken hat müssen. Es tut mir leid, dass er nicht das Highlight gehabt hat mit der WM", sagte der Innenverteidiger mit Blick auf das 1:2 im WM-Play-off am vergangenen Donnerstag in Wales.

Seinen 100. Länderspiel-Einsatz wollte Dragovic nicht in den Vordergrund rücken. "Ich habe noch nie darauf geschaut, wie viele Spiele ich habe. Es ist einfach immer schön, das Dress anzuziehen", betonte der 31-Jährige.

Dragovic ist erst der zweite Österreicher, der den "Hunderter" geknackt hat. Den Rekordhalter Andreas Herzog (103) könnte er schon im Juni überflügeln, wenn vier Nations-League-Partien anstehen. Baumgartner nötigt die ÖFB-Bilanz von Dragovic höchsten Respekt ab: "100 Länderspiele zu haben, ist ein Wahnsinn. Er hat schon im Team gespielt, als ich noch ein kleiner Bub war."

Arnautovic lässt ÖFB-Zukunft offen

69 Länderspiele weniger, dafür fünfeinhalb Lebensjahre mehr als Dragovic hat Andreas Ulmer auf dem Buckel. Der Linksverteidiger feiert in sieben Monaten seinen 37. Geburtstag, denkt aber noch lange nicht an einen Nationalteam-Abgang. "Wenn ich gebraucht werde, bin ich da – sogar sehr gerne", betonte der Salzburg-Profi.

Im Gegensatz zu Ulmer hatte Marko Arnautovic seine Zukunft in der ÖFB-Auswahl zuletzt offengelassen. Nach dem Schottland-Match gab der bald 33-Jährige keine öffentliche Stellungnahme ab.

Foto: APA

Foda: ÖFB hat "immer die richtigen Entscheidungen getroffen"

"Ich habe viel gelernt, auch menschlich", sagte Foda nach seinem Abschiedsspiel: "Es waren tolle viereinhalb Jahre." Bisher habe der ÖFB bei der Wahl seiner Teamchefs "immer die richtigen Entscheidungen getroffen". Das sei bei Marcel Koller der Fall gewesen, weil man sich unter dem Schweizer erstmals für eine EM qualifizierte.

"Sie haben auch bei Franco Foda richtig entschieden,", sagte Franco Foda, "weil er bei der EM war und das erste Mal im Achtelfinale. Er hat auch die Nations-League-Gruppe gewonnen. Wir haben es aber beide nicht zur WM geschafft, deswegen gibt es eine Neuausrichtung."

Tipps wollte Foda seinem Nachfolger, der spätestens bei der nächsten ÖFB-Präsidiumssitzung am 29. April feststehen soll, nicht mitgeben. "Das ist der Unterschied von einem Trainer, der schon etwas erreicht hat, gegenüber Roman Mählich, der weniger erreicht hat. Ich bin kein Ratgeber für meinen Nachfolger."

Ob er, Foda, sich einen Job als TV-Experte vorstellen könne? "Auf jeden Fall wäre ich ein guter Experte, der nicht nur ein Spiel sieht, sondern auch liest. Und ich würde keine Trainer kritisieren."

Das ÖFB-Team trifft in der Nations League auf Kroatien (3. Juni in Osijek), auf Dänemark und Weltmeister Frankreich (6. und 10. Juni jeweils in Wien). (APA, red, 30.3.2022)