Maske, adé – in Spanien muss sie nur noch in öffentlichen Innenräumen, Bus, Bahn und Flugzeug getragen werden.

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Während in Österreich die Infektionszahlen weiter hoch sind, werden anderswo Maßnahmen zunehmend fallengelassen. In Spanien etwa wird Covid-19 beinahe wie eine normale Krankheit, ähnlich der Grippe, behandelt. Seit Montag gibt es keine Testpflicht oder Quarantäne mehr für jene, die keine oder nur leichte Krankheitssymptome entwickeln, sie können weiter ihr normales Leben führen.

Auch die G-Regeln und die Begrenzung der Gästezahl an einem Tisch in Gaststätten sind Geschichte – mit Ausnahme der Provinz Galicien, wo sie aber am 9. April fallen. Es bleibt nur eine Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen sowie in Bussen, Bahnen und Flugzeugen.

Sehr unterschiedliche Voraussetzungen

Auch hierzulande wird das Ende der Quarantänemaßnahmen immer wieder ins Spiel gebracht. Könnte der spanische Weg auch eine Lösung für Österreich sein? Immunologe Herwig Kollaritsch, Mitglied des Nationalen Impfgremiums, hält das für keine gute Idee: "Man kann Maßnahmen aus anderen Ländern nicht einfach übernehmen, in Spanien herrscht derzeit eine ganz andere Situation als bei uns."

Das Land wurde zwar zu Beginn der Pandemie besonders hart getroffen, jetzt hat sich die epidemische Lage aber deutlich entspannt. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mit Stand Mittwoch bei 277. 85,8 Prozent der Bevölkerung sind zweimal geimpft, 52,2 Prozent geboostert. Zudem sind nur 3,6 Prozent aller Krankenhausbetten mit Corona-Patienten belegt. In Österreich ist die Inzidenz mit 2479 fast zehnmal so hoch, mit 73,9 Prozent doppelt Geimpften ist die Impfquote deutlich niedriger. Und immer noch sind elf Prozent der Intensivbetten mit Corona-Patienten belegt.

Und Kollaritsch betont: "Dazu kommt noch der Saisonalitätsbonus, der dort deutlich früher einsetzt. Jedes Land hat andere Voraussetzungen, man kann das nicht über einen Kamm scheren, sondern muss sich individuell annähern an das, was aus epidemiologischer Sicht nötig ist und auch von der Bevölkerung akzeptiert wird."

Kein Kaffeesudlesen

Dazu komme, dass mit der spanischen Impfquote die Wahrscheinlichkeit, dass das Virus auf eine geimpfte Person trifft und deshalb keinen schweren Verlauf auslöst, deutlich höher ist. Diesen kann die Maske ja nicht verhindern, sie reduziert nur die Übertragungswahrscheinlichkeit. Im Moment sei deshalb nicht daran zu denken, die Maßnahmen fallenzulassen.

Und auch als Zukunftsszenario will Kollaritsch diesbezüglich keine Beurteilung abgeben: "Das ist wie Kaffeesudlesen. Aber das Beispiel Spanien sollte für Österreich ein Ansporn sein. Wenn wir unsere Hausaufgaben in Bezug auf die Impfung genauso gut machen, können wir dort auch hinkommen." (Pia Kruckenhauser, 30.3.2022)