Im Demovideo des Landwirtschaftssimulators sehe ich, wie ein virtueller Bauer mit seinem Traktor über ein Feld fährt. Ich klicke weiter zum nächsten Video: Im Abriss-Simulator ist der Name Programm, in der Antithese zu Aufbauspielen müssen Gebäude abgerissen werden. Nächstes Video: Der Prison Simulator, in dem ich sehe, wie das Gamer-Duo eine Hinrichtung auf dem elektrischen Stuhl vorbereitet. Ich klicke weg.

Willkommen beim Simulations-Festival, das aktuell bis zum 4. April jeweils um 19 Uhr auf Steam stattfindet und ein oft belächeltes Genre in den Vordergrund rückt: Simulatoren – Games, in denen Menschen oftmals Berufe nachstellen. Also spielen, dass sie arbeiten. Warum man das gerne macht, haben wir unter anderem in diesem Hintergrundartikel beleuchtet. Selbst gespielt haben wir in den vergangenen Monaten unter anderem den Bus Simulator, den Polizisten-Simulator, den Landwirtschaftssimulator und auch den Wiener Straßenbahnfahrer-Simulator. Und auch unser Forum hat bereits eifrig über dieses Genre diskutiert.

Simulations-Festival auf Steam

Auf dem Simulations-Festival wird das Genre nun auf vielfältige Weise gefeiert. So gibt es etwa die bereits erwähnten Livestreams, in denen auch die Entwickler zu Wort kommen, um ihre Werke zu präsentieren. Parallel dazu gibt es natürlich wieder Rabatte auf Spiele, die bereits verfügbar sind, und Demos von Games, die sich noch in Entwicklung befinden.

Der "Prison Simulator" behandelt verschiedene Aspekte des Gefängnislebens.
Foto: Baked Games S.A.

Thematisch unterteilt werden die Games in die Rubriken "Fahren", "Management", "Bausimulation" und "Mehrspieler". Wenig überraschend finden sich in der ersten Rubrik diverse Spiele, in denen man mit Lkw und Bussen durch Landschaften und Städte fährt. Die Management-Kategorie wiederum beinhaltet typische Wirtschaftssimulationen, zu denen der altbekannte Landwirtschaftssimulator ebenso gehört wie die Logistik-Simulation Transport Fever 2. Und in der Bausimulation-Kategorie kann man schließlich selbst Hand anlegen – indem man beim Gas Station Simulator auf einer Tankstelle arbeitet, bei House Flipper ein Haus renoviert oder im Tank Mechanic Simulator einen eigenen Panzer zusammenbaut.

In der Multiplayer-Kategorie findet sich unter anderem das Kriegsspiel Arma 3, dessen Spielszenen immer wieder mit realen Kriegsvideos verwechselt werden – zuletzt auch im Kontext des Ukraine-Kriegs. Doch auch der Escape Simulator, eine digitale Version von Room-Escape-Spielen, lässt sich gemeinsam mit Freunden spielen.

Demos und versteckte Perlen

Keine Frage: Natürlich findet sich in diesem Genre ein gehöriges Ausmaß an Trash. Doch einige Videos machen auch Lust auf mehr – wie etwa im Fall von The Wandering Village, einer Produktion des Schweizer Indie-Developers Stray Fawn Studio. Visuell angelehnt an die Filme des japanischen Studio Ghibli, flüchtet hier ein Volk vor mysteriösen giftigen Sporen und findet Zuflucht auf dem Rücken eines riesigen, wandelnden Tieres. Im Stil eines klassischen Aufbauspiels muss man das Dorf verwalten, parallel dazu wird mit dem Riesentier kommuniziert. Das Ganze wirkt äußerst putzig und kreativ umgesetzt.

"The Wandering Village" überzeigt durch seine verträumte Atmosphäre.
Foto: Stray Fawn Studio

Während The Wandering Village erst Ende des Jahres erscheint und somit noch keine Bewertungen aufweist, beeindrucken andere Games mit nahezu euphorischen Nutzerrezensionen. Etwa der Euro Truck Simulator 2 mit knapp 400.000 Rezensionen, im Schnitt "äußerst positiv". Oder auch der Koch-Simulator und der Automechaniker-Simulator, die ebenfalls sehr positiv bewertet werden.

Es zeigt sich einfach wieder mal: Simulatoren sind eine Welt per se – die man entweder nie verstehen wird oder in die man sich endlos verlieren kann. Je nach aufgebrachter Motivation. An der Auswahl verfügbarer Hobby- und Arbeitsszenarien scheitert es jedenfalls nicht. (stm, 30.3.2022)