Bürgermeisterinnen-Treffen 2019. Heuer findet eine erste Bundesfachtagung für Ortschefinnen aus ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz in die Wiener Hofburg statt.

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Wien – Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigte eine Umfrage unter österreichischen Bürgermeister:innen auf. Die Studie "Kommunalpolitik von morgen" der Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle hat der Gemeindebund im Vorfeld der ersten Bundesfachtagung für Bürgermeisterinnen in Auftrag gegeben, zu der am Donnerstag und Freitag Ortschefinnen aus ganz Österreich, Deutschland und der Schweiz in die Wiener Hofburg eingeladen sind. In Österreich amtieren derzeit 2093 Bürgermeister:innen, davon 202 Frauen. Ihnen wurde online der Fragebogen zugeschickt, 466 haben geantwortet, davon 318 vollständig und davon waren 86 Frauen.

Hindernis Vereinbarkeit

Als Hauptgrund für den geringen Frauenanteil sehen beide Geschlechter (jeweils über 70 Prozent) die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familien. Während die Männer aber eher mangelndes Interesse der Frauen orten, sehen die Frauen selbst vor allem die männlich geprägte Parteikultur, ihr eigenes mangelndes Selbstvertrauen und das traditionelle Frauenbild in der Bevölkerung als Gründe. 91,9 Prozent der Bürgermeisterinnen, aber nur 62,5 Prozent ihrer männlichen Kollegen halten Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteil in der Gemeindepolitik für nötig. Bei der Frage nach den konkreten Maßnahmen nennen fast 80 Prozent der Bürgermeisterinnen eine bessere soziale Absicherung. Bei der Aufteilung der Haus- und Familienarbeit geben nur 12 Prozent der Frauen an, dass den Großteil der Partner übernimmt, aber 60 Prozent der Männer. Mit ihrem Bezug zufrieden sind 45,3 Prozent der Frauen und 51,7 Prozent der Männer.

Ein deutlicher Geschlechterunterschied zeigt sich bei der Motivation, für das Amt zu kandidieren: Knapp 27 Prozent der Bürgermeisterinnen gaben an, "überredet" worden zu sein, während nur 9,5 Prozent der Männer diese Antwort wählten. Weit mehr als die Hälfte der Ortschef:innen (63 Prozent) haben in ihrem Amt bereits persönliche Erfahrungen mit Beleidigungen, Bedrohungen und Übergriffen gemacht. Frauen erleben dies tendenziell öfter (mehr als 70 Prozent) als Männer (knapp 60 Prozent). Die Bürgermeisterinnen sorgen sich auch eher um ihre soziale Absicherung (knapp 55 Prozent) als ihre männlichen Amtskollegen (38 Prozent).

Steigenden Anspruch der Bürger:innen

Bei den aktuellen Herausforderungen der Gemeinde werden vor allem Bürokratie (zwei Drittel der Männer, etwas über 40 Prozent der Frauen) und fehlender Wohnraum (über 60 Prozent der Männer und knapp 50 Prozent der Frauen) noch vor Finanzproblemen (jeweils etwas über 50 Prozent) genannt. Als größte Belastung empfinden Frauen und Männer (jeweils um die 90 Prozent) die steigende rechtliche Verantwortung und den steigenden Anspruch der Bürger:innen (jeweils rund zwei Drittel). Die Themen Bürokratie und Haftungen führte auch Riedl in der Pressekonferenz als größte Probleme an, die sich in den letzten Jahren immer weiter verschlechtert hätten. (APA, 31.3.2022)