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Uno-Generalsekretär Antonio Guterres warnt, dass die humanitäre Lage in Afghanistan immer dramatischer würde.

Foto: AP / Robert Bumsted

Kabul – Angesichts einer zunehmend dramatischen Lage in Afghanistan hat die Uno am Donnerstag 2,4 Milliarden Dollar für humanitäre Hilfe zugesagt. Uno-Generalsekretär António Guterres hatte allerdings den Bedarf des Landes akut auf rund vier Milliarden Euro geschätzt. Die Wirtschaft in Afghanistan sei effektiv zusammengebrochen, neun Millionen Menschen seien vom Hungertod bedroht, die Lage "alarmierend", sagte Guterres zum Auftakt einer virtuellen Geberkonferenz.

Die Summe von vier Milliarden Euro wäre die größte von den Vereinten Nationen gezahlte Einmal-Summe für humanitäre Angelegenheiten gewesen. Deutschland stellt Afghanistan laut Außenministerin Annalena Baerbock weitere 200 Millionen zur Verfügung. Sie verwies dabei auf eine schwere Dürre in dem Land. Die Wirtschaft sei nach der Machtübernahme der Taliban ohnehin schwer getroffen, und die Pandemie belaste zusätzlich. "Deshalb muss die internationale Gemeinschaft ihre humanitäre Unterstützung für Afghanistan verstärken."

Frauenrechte bedroht

Großbritannien hat angekündigt, umgerechnet rund 335 Millionen Euro zu geben. Das Geld soll direkt an Hilfsorganisationen gehen und nicht an die Taliban, die nach dem Abzug der US-geführten internationalen Truppen im August 2021 das Land wieder übernommen haben. "Die Afghanen brauchen unsere Hilfe, um ihre Wirtschaft anzukurbeln, ihre Landwirtschaft aufrechtzuerhalten und Grundlagen der sozialen Sicherung zu halten", erklärte Uno-Vize Martin Griffiths, der als Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten und als Nothilfekoordinator tätig ist.

Obwohl die Taliban nach ihrer Machtübernahme versprochen haben, Grundrechte zu achten, werden vor allem die Rechte von Frauen wieder stark eingeschränkt. Erst vergangene Woche hatten die Taliban ihre frühere Zusage zur Öffnung von Gymnasien für Mädchen zurückgenommen. Zudem ist es Frauen verboten, ohne männliche Begleitung zu fliegen.

Auch ist der Besuch von Parks nach Geschlechtern getrennt. Der Zutritt ist künftig Frauen nur noch an drei Tagen in der Woche und Männer an den übrigen vier Tagen einschließlich des Wochenendes erlaubt. Staatsbedienstete wurden zudem angewiesen, einen Bart und traditionelle Kleidung zu tragen.

Guterres mahnte, die Schulen in Afghanistan für alle wiederzueröffnen. Auch Baerbock betonte den Umgang mit Frauen. "Die Fortschritte, die die Frauen und Mädchen Afghanistans in den letzten zwei Jahrzehnten errungen haben, dürfen nicht einfach fortgespült werden wie Eis, das in der Sonne dahinschmilzt", meinte sie. "Sie sollten unerschütterlich sein. Das ist unser eindringlicher Appell an die Taliban." Griffiths urgierte allerdings, das Land nicht zu isolieren. In seinen Gesprächen in Kabul habe er den Eindruck gewonnen, die Taliban wollten "einen konstruktiven Weg nach vorne" einschlagen. Eine Isolation würde das Leid der Menschen nur noch verschlimmern. (APA, 31.3.2022)