Kein Aprilscherz, sondern real: die Fischstäbchen-Pizza von Dr. Oetker wurde am 1. April 2022 bereits in Supermärkten gesichtet.

Foto: Dr. Oetker

Aprilscherze sind nicht mehr das, was sie einmal waren. War es zu besseren Zeiten für Website-Betreiber und Social-Media-Teams durchaus üblich, die Welt mit mehr oder weniger guten Witzen in den April zu schicken, so hält man sich bereits seit 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, eher zurück. Auch im Jahr 2022 sind die Aprilscherze angesichts des Krieges und der noch immer hohen Corona-Inzidenzen eher rar – manche Teams wiederum sind aber offenbar der Ansicht, dass eine Prise Humor in schlechten Zeiten auch Ablenkung und Trost bieten kann.

Beachtlich ist dabei, dass es in einer immer verrückter werdenden Welt zunehmend schwieriger wird, Realität und Satire voneinander zu unterscheiden. Das musste im Vorjahr schon der deutsche Autobauer Volkswagen spüren, der eine ursprünglich angekündigte
Umbenennung in "Voltswagen" nachträglich rückgängig machte
. Entsprechend skeptisch waren wir vor wenigen Tagen, als Dyson in einer Presseaussendung die Einführung eines Kopfhörers mit integriertem Luftfilter ankündigte – auf Anfrage betonte das Unternehmen gegenüber dem STANDARD aber, dass dies alles andere als ein Scherz sei.

Dyson

Scrollt man sich ansonsten am heutigen Tag durch die sozialen Medien, so wird rasch klar: Generell halten viele Menschen Aprilscherze für unnötig, zumal das Leben per se schon so wirkt, als würde es uns einen Streich nach dem anderen spielen. Das fängt bei Bemerkungen zum plötzlichen Wetterumschwung an und geht weiter bis zu ironischen Bemerkungen rund um die Corona-Politik ...

... und den Krieg in der Ukraine.

Fischstäbchen-Pizza von Dr. Oetker?

Bei Dr. Oetker wiederum beteuert man, dass der Aprilscherz dieses Jahr entfalle – und dass die vorliegende "Fischstäbchen-Pizza" tatsächlich ein reales Produkt sei, das mit dem heutigen Tag in den Handel kommt. Kunden posten schon entsprechende Bilder aus den Supermarktregalen. Auch in einer Presseaussendung betont das Unternehmen, dass das Produkt real und auf Basis einer Social-Media-Initiative entstanden sei. Der STANDARD hatte bereits im Februar über diese Pläne berichtet.

Echte Aprilscherze 2022

Doch auch echte Aprilscherze gibt es in diesem Jahr – etwa im illustren akademischen Umfeld. So schreibt die Universität Wien in einem Blogbeitrag, dass man nun eine "astrologische Studien- und Karriereberatung" starte, um Studieninteressierten "den für sie vorherbestimmten Weg sichtbar zu machen".

Ein entsprechendes Horoskop wird gleich mitgeliefert. Geschmacksprobe gefällig? Widder wollen überall mitmischen und sollten daher Chemie studieren, Wassermänner sind Besserwisser und somit prädestiniert für das Lehramtsstudium. In weiterer Folge sollen bei Prüfungen künftig unter anderem "Bannkreise um die Hörsäle gelegt werden, um transzendentes Einsagen zu vermeiden".

Foto: Universität Wien

Das Social-Media-Team rund um das Klimaticket wiederum erlaubt sich eine Fotomontage, die einen ÖBB-Zug auf dem Wiener Ring vor dem Parlament zeigt.

Der Gaming-Ausstatter Razer stellt wiederum in einem aufwendig produzierten Aprilscherz-Video den "Razer Hypersense Suit" vor, der den Hype rund um das Metaverse auf die Schaufel nimmt. Mit über einer Million Sensoren soll er nicht nur haptische Eindrücke – Hurra, bei Prügelspielen spüre ich den echten Schmerz! –, sondern auch Emotionen spürbar machen.

R Λ Z Ξ R

Und schließlich machte das Onlinemedium Digital Music News einen Aprilscherz mit Apple-Bezug. In einem mit den typischen Apple-Superlativen gespickten Artikel werden die "Boots by Dre" beschrieben: Angeblich smarte Schuhe, die dich per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden, Apple Airtags eingebaut haben und die ausgespielte Musik an das Gehverhalten anpassen. Optional gibt es auch einen eingebauten Subwoofer.

Ideen für eigene Aprilscherze

Wer schließlich selbst den Alltag in dieser tristen Welt ein wenig unterhaltsamer gestalten möchte, der findet allerlei Anleitungen für mehr oder weniger gelungene Aprilscherze. So rät das Computermagazin "Chip" unter anderem dazu, Senderlisten im Fernseher umzustellen, eine Agentur aus Berlin-Brandenburg liefert im nachfolgenden Video ein paar Tipps für Scherze im Büro. Und dann gibt es natürlich noch fakeupdate.net, mit dem Kolleginnen und Kollegen ein nervtötendes Computerupdate vorgegaukelt wird – ob man die jeweiligen Menschen damit wirklich zum Lachen bringt oder sich eher neue Feinde macht, gilt es im individuellen Fall jeweils abzuwägen. (stm, 1.4.2022)