Ostern nähert sich in rasantem Tempo, dies zentrale Ereignis in der Christenheit. Zur Traditionspflege zählt auch der Osterhase, im Gras hoppeln kann schnell einmal wer, und damit sind wir, beachten Sie die raffinierte Volte, beim Aygo X. Ein SUV. Einer von dreimetersiebzig Kürze. Anders als Meister Lampe setzt er nicht auf Antrieb hinten, sondern vorn – zum Grashoppeln reicht das aber allemal – und schon gar nicht auf allen vieren. Braucht kein Mensch in dieser Klasse? Mag sein, aber im direkten Umfeld des Neulings befinden sich zwei potente Konkurrenten, die das können und die notfalls mehr als nur Wald- und Wiesenwege meistern: Fiat Panda in der Cross-Version und Suzuki Ignis.

Der Aygo X ist mit 3,70 Meter Länge in etwa so groß wie Fiat Panda und Suzuki Ignis, die Rede ist von einem in die Höhe strebenden Kleinwagen...
Foto: Jayson Fong

Es ist Platz für alle da, winkt Toyota generös ab. Da wollen wir gar nicht hin. Wohin sie wollen, ist in die SUV-Wahrnehmung der p. t. Klientel, wobei man Vollzug meldet: In jeder Größenordnung ist der größte Automobilhersteller der Welt nunmehr mit einem SUV präsent. Moooment, werden Sie wissend den Finger heben, da ist doch noch was zwischen C-HR und RAV4! Richtig, aber nicht mehr lange, die Lücke füllt im Herbst der Corolla Cross.

Grundlagenforschung

Reden wir vom Aygo X. Die Kennung ließe vermuten, es handle sich um einen Ableger vom Aygo, der aus der Kooperation mit PSA (Peugeot 108, Citroën C1) stammt – die ist inzwischen Geschichte, Toyota hat aber das Werk im tschechischen Kolin übernommen, wo der kleine X, der sich Cross spricht, auch gebaut wird. Nein, das ist eher Vernebelungstaktik. Denn der Aygo X, ein ganz neues Auto, auch beim Design, sitzt auf einer technischen Basis, die sich bereits beim Yaris bewährt hat.

...und innen dominiert Oval.
Foto: Jayson Fong

Die Größenverhältnisse machen es noch einmal deutlich: Der X ist 23,4 cm länger als der Nur-Aygo, beim Radstand liegen neun Zentimeter zwischen beiden (2,34 m sind es beim X), und damit begeben wir uns gleich einmal auf die Straße und sehen uns an, wie Toyotas Baby-SUV sich da macht.

Präzisierung: Der Hersteller spricht von einem "Crossover für die Stadt", wo geht’s hier zur nächsten Bordsteinkante, die SUV-Optik mit der rustikalen Kunststoffbeplankung wird kein Nachteil bei der Begehrlichkeit sein, vielleicht eher die Bikolorlackierung – ist bei den höheren Ausstattungen Serie, sprich: dann nicht abbestellbar – mit Dach und C-Säule in Schwarz, was aber Geschmackssache ist.

Wo waren wir? Einsteigen und losfahren. Erstens: Sitze und Lenkrad richten. Aha. Lenkrad nur höhenverstellbar. Dann haben wir den Handschalter gewählt, denn der wird laut Importeur das maximale Kundinneninteresse wecken. Noch mal zur Erinnerung: 72 PS leistet der Einliter-Dreizylinder – und 93 Newtonmeter. Das muss einem klar sein, mit der brustschwachen Maschine reißt man keine Bäume aus. Auf Hybrid (und Allrad) verzichtete man bewusst, da alles dem Kostenargument untergeordnet wurde, schließlich sollte was preislich Konkurrenzfähiges rauskommen. Dass die Türen blechern ins Schloss fallen, zählt auch zu diesen Überlegungen.

Grafik: Der Standard

Unangenehmerweise ist auch das Getriebe, – nun ja: suboptimal abgestimmt. Bei Bergauffahrt merkst du rasch, dass die Staffelübergabe zwischen zweitem und drittem Gang nicht gerade in vollendeter fernöstlicher Harmonie verläuft. Die Zweite will hochgedreht werden, dann wird es: laut. Die Dritte: verhungert. Detto die Fünfte auf der Autobahn. Alternative: CVT. Ist auch alles andere als still und leise, wäre für uns aber die Wahl der Waffen. Letztlich ist das jedoch ein belangloses Abwägen, weil eben Haupteinsatzgebiet Stadt.

Foto: Jayson Fong

Fahrwerk? Der Abrollkomfort ist schwer in Ordnung für so ein kleines Auto, besonders beeindruckt die Wendigkeit, ein wichtiges Kriterium für den Stadteinsatz – 4,7 Meter Wendekreis-Radius, da drehst du fast am Stand. Löblich zudem der Umstand, dass es den X optional mit Textildach gibt, für den nach oben hin offenen Spaß in der warmen Jahreszeit.

Was den Innenraum betrifft: Hartplastik allüberall, wie in der Preisklasse zu erwarten, dazu Applikationen in Außenlackierung, doch man merkt das Bemühen, aus dem Verfügbaren was einigermaßen Hübsches hinzubekommen. Beim Design schließt sich der Kreis zum Osterbrauch: In der Mitte ein Korpus im Osternest-Osterei-Design, das wiederholt sich in der Einfassung der Lüftungsdüsen und in den Türen. Ein bisschen grobschlächtig vielleicht insgesamt, passend aber zum soliden Charakter des Autos. (Andreas Stockinger, 5.4.2022)