Schmutzige Geschäft werden gerne dort gemacht, wo sich die Menschen weniger darüber aufregen (z. B. Ukraine) oder gar nicht erst aufregen dürfen (z.B. Russland). Etwa die Herstellung dessen, was Reifen schwarz macht und ihnen wesentliche Eigenschaften verleiht: Ruß. In der Fachsprache heißt das Produkt "Carbon Black". In einem einzigen Autoreifen sind drei Kilo von diesem industriell hergestellten Ruß enthalten.

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Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Ceresana werden jährlich 8,5 Millionen Tonnen Industrieruß allein für Reifen verbraucht, das sind zwei Drittel der Gesamtmenge, Tendenz stark steigend. Andere Anwendungsgebiete sind Gummiteile, Kunststoffe und Farben. Zwar gibt es noch viele andere Erzeugerländer für Carbon Black, allen voran China und Indien, aber die Lieferketten lassen sich nicht über Nacht umstellen. So wurden bereits in Frankreich und Italien laut Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie Produktionsbänder aus Mangel an Carbon Black angehalten. Bald könnten auch Fabriken in den östlichen EU-Ländern folgen.

Schlagartige Quotenänderung

Der Ruß ließe sich auch aus Altreifen gewinnen. Es ist aber mit hohem Energieaufwand verbunden. Deshalb liegt die Recyclingquote von Carbon Black trotz vorhandener Technologie bei nur einem Prozent. Es ist einfacher, den Industrieruß, den es in verschiedenen definierten Qualitäten gibt, aus Erdöl herzustellen. Auch in diesem Punkt führt der Krieg in der Ukraine zu einer Strategieänderung, mit dem möglichen Nebeneffekt, schlagartig zu einer deutlich höheren Recyclingquote zu kommen. (Rudolf Skarics, 20.4.2022)