Ubuntu 22.04 mit den neuen Einstellungen zum Erscheinungsbild.

Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Wie andere Linux-Distributionen auch setzt Ubuntu auf einen kurzen Release-Zyklus: Alle sechs Monate gibt es eine neue Version der Softwarezusammenstellung. Doch alle zwei Jahre gibt es ein Update, dem besondere Bedeutung zukommt: jene "Long Term Support"-Release, die fünf Jahre lang mit Bugfixes und Sicherheitsaktualisierungen versorgt wird. Gedacht ist das vor allem für jene, die einen stabilen Desktop der immer neuesten Softwareausstattung vorziehen.

Ausblick

Mit Ubuntu 22.04 ist es bald wieder einmal so weit. Softwarehersteller Canonical hat nun die erste und einzige Beta für die mit dem Codenamen "Jammy Jellyfish" versehene Version veröffentlicht. Bereits am 21. April soll die stabile Version folgen. Wer sich bis dahin nicht gedulden kann, der bekommt jetzt schon einen Vorgeschmack.

Gnome 42, so halb

Aus Desktop-Perspektive bildet wie gewohnt das Update auf eine neuere Gnome-Version den Kern der Neuerungen, in diesem Fall also das vor kurzem veröffentlichte Gnome 42. Bei Ubuntu 21.10 gab es noch ein damals bereits leicht veraltetes Gnome 40.

Neben den gewohnten Ubuntu-Anpassungen wie dem seitlichen Dock fallen vor allem Anpassungen bei den Themes auf, wobei wieder einiges von Adwaita/Libadwaita – also dem offiziellen Gnome-Look – übernommen wird. Das gilt auch für die Möglichkeit, systemweit auf einen Dark Mode zu wechseln. Ubuntu geht dabei noch einen Schritt weiter und ermöglicht in den Einstellungen zum Erscheinungsbild auch die Wahl einer Highlight-Farbe.

Anpassungen

Interessant ist auch, dass beim "Light Mode" nun selbst die Menüs der Gnome Shell – also etwa der Benachrichtigungsbereich oder auch das Systemmenü – hell dargestellt werden. Ansonsten erbt man viele der optischen Anpassungen von Gnome 42, darunter etwa neue On-Screen-Displays für Lautstärke, Helligkeit und Konsorten. Auch die frisch gestaltete Screenshot/Screencast-Funktion ist in Ubuntu 22.04 enthalten.

Die Aktualität des Desktops bezieht sich allerdings wirklich nur auf dessen Kern. Bei vielen der von Gnome übernommenen Programme verharrt man hingegen auf veralteten Versionen. Das liegt daran, dass zahlreiche dieser Programme in Gnome 42 auf Gtk4 und somit eine neue Version des grafischen Toolkits portiert wurden. Dabei wird mithilfe der Libadwaita nun auch ein fixer Look vorgegeben. Wie man mit der Situation umgeht, scheint bei Ubuntu noch nicht geklärt zu sein, zumal diese Programme dann eben anders als der restliche Ubuntu-Look aussehen würden.

Vermischtes

Zu den Highlights der restlichen Softwareausstattung gehören Libreoffice 7.3, Firefox 98 und Thunderbird 91. Firefox wird dabei übrigens direkt von Mozilla bezogen – und zwar über den Snap Store. Canonical setzt also weiter voll auf sein neues Paketformat, dem andere Distributionen nicht sonderlich viel abgewinnen können.

Die Basis des Systems bildet ein Kernel in der Version 5.15. Was ebenfalls auffällt, ist, was fehlt: Der versprochene neue Installer auf Basis des Flutter-Frameworks von Google wurde offenbar ebenso wenig zeitgerecht fertig wie ein geplantes Firmware-Tool auf derselben Grundlage. (Andreas Proschofsky, 1.4.2022)