Für Menschen mit Autismus ist es schwer, soziale Kontakte zu knüpfen – sie leiden oft unter Einsamkeit.

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Probleme mit sozialen Kontakten. Einsamkeit. Auffälligkeiten in der Kommunikation, fehlende Möglichkeiten, sich auszudrücken. Stereotype Verhaltensweisen. Permanente Reizüberflutung – das sind nur einige Themen, mit denen Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) kämpfen.

Dabei handelt es sich um verschiedene tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die mehr oder weniger stark ausgeprägt sein können, erste Anzeichen treten schon im Kleinkindalter auf. In Österreich leben etwa 85.000 Menschen damit, auch darauf will der Welt-Autismus-Tag am 2. April hinweisen.

ASS-Betroffene nehmen die Umwelt anders war, können vieles nicht einordnen. Der selbst von der Autismus-Form Asperger betroffene Unternehmer Biko Pickart erzählt: "Ich kann Emotionen nicht sehen. Das bedrückt mich sehr, etwa wenn mich meine Frau darauf hinweisen muss, dass sie gerade weint. Ich bin ihr aber wahnsinnig dankbar für ihr unendliches Verständnis, wenn sie mich zum Beispiel immer wieder auf Festtage hinweist. Für mich ist das einfach nicht wichtig."

Besondere Herausforderungen hat auch die Pandemie für ASS-Betroffene gebracht, berichtet Christine Preißmann, Ärztin, Psychotherapeutin und selbst Asperger-Autistin: "Zu Beginn brachten die Lockdowns Entschleunigung und weniger Herausforderungen im Alltag. Aber langfristig sind soziale Kontakte und geregelte Tagesstrukturen komplett weggefallen. Dabei brauchen nicht neurotypische Personen diese, um ihr Gehirn zu entlasten. Das hat zu noch mehr Einsamkeit und auch Depressionen geführt."

Zu wenig Unterstützung

Was brauchen Autismus-Betroffene und deren Familien? Birgit Gruber, Psychologin und fachliche Leiterin des Vereins Nomaden, der Autisten in Wien und Niederösterreich begleitet, bekommt bei ihrer Arbeit tiefe Einblicke: "Familien können in regelrechte Krisen rutschen, weil sie unter dem aggressiven Verhalten und dem Widerstand eines autistischen Mitglieds leiden. Dabei will dieses gar nicht aggressiv sein. Es hat einfach nicht die Fähigkeit, der Familie seine Bedürfnisse mitzuteilen. Es ist wichtig, diesen Unterschied zu verstehen."

Es brauche dann Übersetzer, die dem Umfeld die Ängste und Bedürfnisse der Betroffenen erklären: " Ich versuche herauszufinden, was die Person im Spektrum gerade braucht, genauso wie die Familie. Und ich helfe, Vertrauen und Kommunikation wiederherzustellen, die oft zusammengebrochenen Alltagsstrukturen aufzubauen."

Insgesamt ist die Unterstützung für ASS-Betroffene aber viel zu gering. Die Anrufe bei dem Verein steigen seit Jahren kontinuierlich, Wartelisten für Hilfsangebote werden immer länger. Auch werden bei weitem nicht alle Therapien, Gespräche und Arztbesuche von den Gesundheitskassen übernommen, vieles ist selbst zu bezahlen. Frühförderung und Therapieplätze müssten rasch ausgebaut werden.

Möchte man besser verstehen, welchen Herausforderungen ASS-Betroffene und ihre Familien sich stellen müssen, gibt der Film "Alles außer gewöhnlich" der französischen Regisseure Éric Toledano und Olivier Nakache eindrückliche und sehr berührende Einblicke. (Pia Kruckenhauser, 2.4.2022)