Westliche Energieeinkäufer müssen ihre Geschäfte mit Russland nun über ein Rubel-Konto bei der Gazprombank abwickeln.

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Russlands Präsident Wladimir Putin hat via Dekret festgelegt, wie der Westen künftig für seine Energieeinkäufe in Russland zahlen soll. In Rubel nämlich. Doch überwiesen wird das Geld von den Energiekonzernen weiterhin in Euro oder Dollar. Wie das geht?

Über Konvertierungskonten, die die Gazprombank für die Energieeinkäufer aus dem Westen einzurichten hat. Diese zahlen für Öl und Gas weiterhin Euro oder Dollar an die Gazprombank, die wiederum leitet das Geld auf das Konvertierungskonto weiter und überweist die Rubel an die Gazprom. So weit, so klar. Eigentlich. Doch das Dekret wirft auch Fragen auf.

Mit der Konvertierung von Euro und Dollar in Rubel entstehen Kosten. So wie bei jedem Währungstausch entstehen hier Wechselgebühren. Die Frage ist nun: Wer trägt diese Kosten? Kann Putin die Höhe der Wechselgebühr beliebig nach oben schrauben? Und sitzen die westlichen Energieeinkäufer jetzt auf einem Währungsrisiko, denn der Rubel hat zuletzt stark geschwankt?

Ein Finanzmarktexperte beruhigt, was die Wechselkosten anbelangt. Für solche Gebühren gebe es handelsübliche Usancen – dass Russland bzw. die Gazprombank hier komplett abweichen, davon sei nicht auszugehen.

Gibt es ein Währungsrisiko?

Doch wie sieht es mit dem Währungsrisiko aus? Genau lässt sich das noch nicht beantworten. "Wir hatten diesbezüglich bereits Kontakt mit der Gazprom", sagt OMV-Sprecher Andreas Rinofner. Auch eine schriftliche Information liege mittlerweile vor, die müsse aber noch von den Rechtsexperten geprüft und eingeordnet werden. Dann werde wohl auch Klarheit darüber herrschen, wie viel Wechselgebühren und Währungsrisiko betragen.

Richtet die Gazprombank das Konto für Kunden – auch in Abwesenheit – ein, so wie das Putin-Dekret es besagt, könne es wohl nicht sein, dass den Einkäufern ein Währungsrisiko umgehängt werde. Müssen die Abnehmer das Konto selber einrichten und stehen damit auch wirtschaftlich hinter dem Konto, sieht die Sache wohl anders aus.

An den bestehenden Verträgen wird sich laut OMV-Sprecher Rinofner jedenfalls nichts ändern. Im Grunde genommen ändert sich überhaupt kaum etwas im Vergleich zur aktuellen Situation. Importeure überweisen weiterhin in Euro, Putin bekommt jedoch seine geforderten Rubel. Damit ist die Pattstellung aufgelöst, in die Russland und der Westen sich begeben hatten. Denn Putins Rubel-Forderung hatte der Westen negiert. Den angedrohten Gaslieferstopp kann sich Putin nicht leisten. Jetzt können westliche Unternehmen sagen, es bleibt alles beim Alten, der Kreml kann in Russland aber die Geschichte erzählen, dass Gas nur noch gegen Rubel geliefert wird.

Devisenmanagement geregelt

Putin ist es per Dekret jedenfalls gelungen, die für das Devisenmanagement per Sanktion ausgeschaltete russische Zentralbank zu ersetzen – durch die Gazprombank. "Das könnte letztlich der Finanzstabilität in Russland zugutekommen", sagt Ulrich Leuchtmann, Leiter der Devisenabteilung bei der Commerzbank. Für die westlichen Unternehmen werde sich laut dem Experten wenig verändern.

Doch niemand weiß, was Putin als Nächstes einfällt als Reaktion auf die westlichen Sanktionen. Exporte wie Düngemittel, Getreide, Speiseöl, Kohle, Metalle oder Holz könnten als Nächstes dran sein für Zahlungen in Rubel. Das stellte Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin via Telegram in den Raum.

Gazprom hat auch am Freitag seine Lieferverpflichtung voll erfüllt und 108,4 Millionen Kubikmeter Gas (109,5 Millionen Kubikmeter waren es am Vortag) geliefert.

Gazprom gibt Tochter auf

Indes wurde bekannt, dass die Gazprom ihre deutsche Tochter Gazprom Germania aufgibt. Zu den Beteiligungen von Gazprom Germania gehören auch Töchter in Tschechien und der Schweiz. Geschäftsfelder von Gazprom Germania sind der Handel, Transport und die Speicherung von Erdgas. Laut "Handelsblatt" spielt das deutsche Wirtschaftsministerium intern bereits eine Übernahme durch. (Bettina Pfluger, 1.4.2022)