Galerienzuwachs Eva Presenhuber: "Wien verträgt ruhig mehr Galerien".
Foto: Reto Guntli

Vor 30 Jahren wäre der Schritt für sie undenkbar gewesen. Da verließ Eva Presenhuber Österreich und ging in die Schweiz. Dort mischte die gebürtige Oberösterreicherin die Kunstszene auf, gründete die Basler Parallelmesse Liste, war Teilhaberin von Hauser & Wirth und stieg mit ihrer 2003 in Zürich eröffneten Galerie in die Riege der wichtigsten Kunsthändlerinnen auf.

Mit dem Gedanken; wieder zurückzukehren, spielte Presenhuber in den letzten Jahren aber immer öfter. Am Samstag eröffnet sie nun ihre Wiener Dependance in der Lichtenfelsgasse seitlich des Rathauses und somit den neuesten Ableger – seit 2017 führt sie auch eine Filiale in New York, seit 2020 einen weiteren Raum in Zürich.

Neuer Standort in der Lichtenfelsgasse 5.
Foto: Jorit Aust

Zentrale Lage in Wien

Bei Wien-Aufenthalten kam sie immer wieder an der Immobilie mit der Arkadenarchitektur vorbei. Als diese zur Vermietung freistand, habe sie nicht lange gezögert. Dass der Standort nicht in einem der gängigen Galerienviertel liegt, bereite Presenhuber jedoch kein Kopfzerbrechen. Wegen der zentralen Lage erwarte sie genügend Publikum.

Zur Eröffnung zeigt Eva Presenhuber neue Werke von Tobias Pils plus Raum-Intervention von Gerwald Rockenschaub.
Foto: Jorit Aust

Ihre Galerie ist aber längst nicht der einzige Neuzuwachs in der Wiener Szene: 2021 hat Johann König einen neuen Standort vis-à-vis der Secession eröffnet. Und Gregor Podnar verlegt seine Galerie aus Berlin demnächst gänzlich nach Österreich. Presenhuber empfindet Wien als attraktiven Standort mit seinen zwei Kunstuniversitäten, der Architektur und Stadtplanung. Außerdem erkennt die Galeristin eine Lücke zwischen den älteren, etablierten Galerien wie Krinzinger oder nächst St. Stephan und jungen, relativ neuen Räumen. "Wien verträgt ruhig mehr Galerien", findet sie.

Mit ihrem Programm wolle sie vor allem Künstlerinnen vorstellen, die hier kaum oder gar nicht gezeigt werden, vorwiegend sind es US-amerikanische Positionen wie Sue Williams, Sam Falls, Joe Bradley oder Tschabalala Self. "Ausstellungen zu machen, bedeutet, das Ideenpotenzial eines Künstlers der Gegend zur Verfügung zu stellen", sagt Presenhuber. Abgesehen von dem 2012 verstorbenen Künstler Franz West vertritt die Galerie noch zwei andere Österreicher – und eröffnet in Wien nun mit ihnen.

Kein Widerspruch: Pils’ dichte Traumwelten in Schwarz-Weiß auf geometrischen Farbflächen von Rockenschaub.
Foto: Jorit Aust

Traumwelten mit Anstrich

Unter dem Titel Between Us Space werden neue Werke von Tobias Pils gezeigt und auf bunter Wandgestaltung von Gerwald Rockenschaub präsentiert. Zwar ist es bereits die sechste Einzelschau von Pils bei Eva Presenhuber, allerdings sein erster Soloauftritt in Wien nach seiner Ausstellung in der Secession 2013.

Dafür bat Pils den minimalistischen Künstler, der Österreich 1993 bei der Biennale vertrat und auch aus Linz stammt, um gestalterische Unterstützung. So hängen Pils’ dichte Traumwelten in Schwarz-Weiß auf quietschgelben und dunkelgrünen Farbflächen von Rockenschaub. Für Pils bildet der geometrisch-bunte Kontrast keinen Widerspruch, eher verschmelzen die Gegensätze zu einer Einheit: "Ein Konzept, das nicht schiefgehen kann. (Katharina Rustler, 2.4.2022)