Der Betrüger bietet selbst Ware zum gleichen Betrag an und nutzt so seine unschuldigen Opfer aus

Foto: imago/Christian Ohde

Der Twitter-User mit dem Nutzernamen @varion wunderte sich zuletzt über seltsame Buchungen auf seinem Paypal-Konto: wildfremde Menschen überwiesen ihm Geld, kurz darauf wurde dieses wieder abgezogen. Teilweise hatte er sechs Zahlungen dieser Art innerhalb von nur zehn Minuten – rasch dämmerte ihm, dass sein Paypal-Account für Betrug genutzt wird. Aber wie läuft dieser Scam ab? Das wiederum erklärt er mit Hilfe eines anderen Users in einem Tweet:

  • Jemand bietet im Internet ein Produkt für 100 Euro an und ermöglicht auch die Vorkasse-Bezahlung per Paypal
  • Ein Betrüger XY meldet sich beim Verkäufer und will das Produkt kaufen. der Verkäufer gibt ihm die Paypal-Verbindung
  • Der Betrüger bietet selbst ein Produkt an, das ebenfalls 100 Euro kostet.
  • Er findet einen Interessenten ZZ und gibt diesem nicht seine eigenen Paypal-Daten, sondern die des ursprünglichen Verkäufers
  • Der Verkäufer erhält von ZZ 100 Euro
  • Anschließend schickt der Verkäufer das Produkt an den Betrüger XY – an dessen Adresse, welche freilich von jener des Bezahlers ZZ abweicht
  • ZZ bekommt von XY kein Produkt und fordert irgendwann von Paypal via Käuferschutz das Geld zurück
  • Und da der Verkäufer keine Lieferung an ZZ nachweisen kann, bucht Paypal das Geld zurück

Wie man den Paypal-Dreiecksbetrug vermeidet

Der Verkäufer hat am Ende des Betrugs weder Geld noch Produkt. ZZ hatte zwar keinen Verlust, aber recht viel Ärger. Er fungiert hier lediglich als "Mittel zum Zweck". Der Ratschlag zur Vermeidung dieses Betrugs ist simpel und effektiv, wird aber in der Praxis oft übersehen: Das haptische Produkt sollte vom Verkäufer nur an jene Adresse geschickt werden, die sich auch in den Transaktionsdetails angeführt wird – und nicht plötzlich an eine andere Adresse.

Vorsicht ist generell geboten, zumal sich unter dem Tweet auch Kommentare häufen, in denen andere Userinnen und User ebenfalls von diesen Problemen berichten. Zuletzt wurde auch auf Mimikama in einem Beitrag vor derartigem Betrug via Ebay Kleinanzeigen gewarnt. Hier heißt es auch, dass teilweise eine vierten Person eingespannt wird, an welche die vermeintliche Lieferung erfolgen soll.

Dementsprechend sollten Kommunikation und Bezahlung nur über die dafür vorgesehenen Tools erfolgen, etwa auch über die "Sicher bezahlen"-Funktion von Ebay. Skepsis sei auch angebracht bei Konten, die gerade neu angelegt wurden.

1,5 Stunden in der Warteschlange

Für den besagten User bedeutete die Angelegenheit, dass er 1,5 Stunden in der Warteschlange des Paypal-Callcenters verbrachte, bevor er mit einer Mitarbeiterin sprechen konnte. Schließlich wurde sein Konto gesperrt, er erstattete Anzeige bei der Polizei. Das Geld bekommt er dadurch zwar nicht wieder – dennoch möchte er klare Fakten schaffen, dass sein Account für Betrug missbraucht wurde. (stm, 2.4.2022)