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Ein Sojus-MS-17-Raumschiff kurz vor dem Andocken an der ISS. Die Zukunft der Raumstation ist wieder in der Schwebe.
Foto: Ivan Vagner / Roscosmos / Reuters

In den vergangenen Wochen haben die Weltraumbehörden – die europäische Esa, die US-amerikanische Nasa, und die russische Roskosmos – immer wieder betont, der Krieg zwischen Russland und der Ukraine werde die Zusammenarbeit rund um die internationale Raumstation ISS nicht gefährden. Vor wenigen Tagen verlief dann auch etwa die Rückführung des US-Astronauten Mark Vande Hei mit seinen russischen Kollegen Pjotr Dubrow und Anton Schkaplerow in einem russischen Sojus-Raumschiff nach Plan.

Nun werden allerdings andere Töne angeschlagen. Die Moskauer Führung werde in Kürze Fristen für ein Ende der Kooperation konkret vorschlagen, teilte der Chef der russischen Raumfahrtbehörde, Dmitri Rogosin, am Samstag über Telegram mit – wenn die USA und andere westliche Staaten nicht ihre Sanktionen gegen Russland zurücknehmen. Die Schreiben würden dann den ebenfalls an der ISS beteiligten Raumfahrtbehörden der USA, Kanadas, Japans und der EU zugestellt.

Priorität für USA

Eine vollwertige Wiederherstellung der normalen Beziehungen zwischen den ISS-Partnern sei "nur möglich bei einer vollständigen und bedingungslosen Aufhebung der illegalen Sanktionen", sagte Rogosin. Er veröffentlichte bei Telegram auch Antwortschreiben unter anderem seines US-Kollegen Bill Nelson von der Nasa und des Generaldirektors der Esa, Josef Aschbacher.

Nelson antwortete demnach, dass die Zusammenarbeit mit Russland auf der ISS fortgesetzt werden solle. Die Nasa will sich demnach bei den US-Behörden für vereinfachte Lösungen einsetzen, hieß es mit Blick auf die mit Sanktionen belegten russischen Unternehmen, darunter der Hersteller der Raumfahrtrakete Progress. "Einen sicheren und erfolgreichen ISS-Betrieb zu erhalten, bleibt eine Priorität für die Vereinigten Staaten."

ISS kann "sterben"

Dagegen habe sich der Österreicher Aschbacher nur als "Postbote" betätigt, meinte Rogosin. Er habe den Roskosmos-Brief lediglich an die EU-Mitglieder weitergereicht. Russland solle also warten, bis alle EU-Mitglieder sich geäußert hätten, kritisierte Rogosin. Bis dahin könne die ISS "ihren eigenen Tod sterben".

Es sei zwar klar, dass die Sanktionen nicht aufgehoben würden. Gleichwohl werde so getan, als beträfen sie nicht die ISS, "wo die Rolle Russlands grundlegend wichtig ist für die Gewährleistung der Lebensfunktion und der Sicherheit" des Außenpostens der Menschheit. Die Esa hatte vor kurzem die Marsmission Exomars, ein gemeinsames Projekt mit Roskosmos, auf Eis gelegt.

Die Sanktionen zielten darauf ab, Russlands Hochtechnologie-Unternehmen lahmzulegen – was nicht annehmbar sei, sagte Rogosin: "Das Ziel der Sanktionen ist es, die Wirtschaft Russlands zu töten, unser Volk in Verzweiflung und Hunger zu stürzen, unser Land in die Knie zu zwingen." Gelingen werde das aber nicht. (APA, red, 2.4.2022)