Knapp ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung liegt Windows 11 beim Nutzungsanteil immer noch hinter Windows 7.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Vier Monate nach seiner Ankündigung im Juni 2021 ist Windows 11 im vergangenen Oktober an den Start gegangen. Es ist die neueste Ausgabe von Microsofts Betriebssystem, das auf Desktop-Rechnern nach wie vor stark dominiert. Es bringt eine frische Oberfläche und einige andere neue und erneuerte Features mit, ist technisch gesehen aber eher Windows 10.5, denn eine wirklich unabhängige neue Version.

Nachdem der große Ansturm auf das System zu Beginn ausblieb, legte es zwischenzeitlich – insbesondere über das Weihnachtsgeschäft – deutlich an Nutzungsanteilen zu. Mittlerweile, so zeigen Daten, ist diese Entwicklung aber wieder zum Erliegen gekommen. Die Upgrade-Euphorie bleibt weiter aus.

Zuwachs über Weihnachten

Laut Statcounter kommt Windows insgesamt aktuell auf etwa 76 Prozent Marktanteil bei Desktop-Systemen. Ein Wert, der seit einem Jahr ziemlich stabil geblieben ist. Innerhalb dieses Segments hat sich zuletzt aber nur wenig bewegt. Über Dezember und Jänner kletterte der Anteil von Windows 11 von fast null auf immerhin 7,9 Prozent, fast ausschließlich auf Kosten von Windows 10.

Im Februar flachte die Kurve bereits deutlich ab. Mit einem Plus von nur noch 0,6 Prozent lag es Anfang März bei 8,5 Prozent. In dieser Statistik hinkt es damit selbst noch dem offiziell nicht mehr unterstützten Windows 7 nach, das trotz über die Monate kontinuierlich sinkenden Nutzeranteils immer noch zwölf Prozent verzeichnet.

Stagnation im März

Während Statcounter, das seine Werte über die Auswertung von Websites-Besuchsstatistiken errechnet, noch keine Daten für März ausweist, liefert Adduplex bereits Informationen über den vergangenen Monat. Weil hier allerdings mit Trackern für Apps im Microsoft Store gearbeitet wird, beziehen sich diese Zahlen ausschließlich auf Windows 10 und Windows 11.

Laut Angaben der Marktforscher war der Nutzungsanteil für Windows 11 im März "praktisch der gleiche" wie im Vormonat. Konkret hat sich der Anteil minimal von 19,3 auf 19,4 Prozent verändert und liegt damit innerhalb der Schwankungsbreite. Hinzu kommen 0,6 Prozent an Nutzern, die die Insider-Vorschauversion des Systems verwenden. Die restliche erfasste Nutzung, 80 Prozent, stammt von verschiedenen Ausgaben von Windows 10.

Foto: AdDuplex

Der Windows-11-Anstieg zu Jahresende dürfte nicht nur mit Updates, sondern auch mit Weihnachten erklärbar sein. Das Fest wird gern als Anlass genutzt, um jemand anderem oder sich selbst neue Hardware zu schenken. Die allermeisten neuen Laptops und fertigen Desktop-Systeme kommen mittlerweile mit vorinstalliertem Windows 11.

Hindernisse

Microsofts Geschichte mit Bugs und fehlerhaften Aktualisierungen hat sich auch bei der neuen Version fortgesetzt. Erst jüngst rollten die Redmonder ein Update aus, um einen Fehler zu beheben, der bei einigen Nutzern zu Abstürzen mit dem berühmt-berüchtigten "Bluescreen of Death" führt.

Neben potenzieller Skepsis kommt ein anderer Aspekt erschwerend hinzu. Microsoft hat die Liste der offiziell mit Windows 11 kompatiblen Prozessoren relativ eng gefasst. Auf Systemen, die diese Mindestanforderungen nicht erfüllen, wird die Aktualisierung auf die neue Version von Microsoft nicht ausgespielt. Auf Umwegen ist eine Installation trotzdem möglich. Wer Windows 11 auf diese Weise aufgespielt hat, könnte aber bald einen permanenten Hinweis auf seinem Desktop sehen, der festhält, dass der eigene Rechner "die Systemvoraussetzungen nicht erfüllt".

Ein Hindernis für den Umstieg könnte für einige Nutzer auch ausgerechnet der Internet Explorer werden. Microsoft will die Altlast des einzigen Browser-Platzhirschs komplett abwerfen. Mit dem Wechsel auf Windows 11 wird dieser entfernt, Daten wie Lesezeichen werden aber nicht automatisch übernommen. Diese müssen Nutzer zuerst selbst in den Nachfolger Edge oder einen anderen Browser importieren.

Eine andere Lösung dafür gibt es noch nicht, allerdings will Microsoft eine finden. Bis es so weit ist, ist jedoch ein "Safeguard Hold" in Kraft. Das bedeutet, dass Nutzer, die den Internet Explorer als Standard-Browser eingerichtet haben, die Aktualisierung auf Windows 11 nicht via Windows Update erhalten. Manuell kann das Upgrade – unter Verlust der Internet-Explorer-Daten – aber vorgenommen werden. (gpi, 4.4.22)