Lithografie eines Jaguarjungen (1820): Viele exotische Tiere überlebten in den engen Käfigen die Schiffsreise nach Europa nicht. Ein Jaguarpaar aus Brasilien bekam in Schönbrunn aber Nachwuchs.

Foto: Österreichische Nationalbibliothek

Prächtig schimmern die bunten Federn sowieso, aber einer der Papageien Leopold Stolls scheint den Betrachter zudem anzulächeln. 1823 aquarellierte der Maler das Tier, das im Zuge der Brasilienexpedition ab 1817 nach Wien gekommen ist. Denn als die Kaisertochter Leopoldine mit dem späteren Kaiser von Brasilien verehelicht wurde, begleiteten sie Zoologen, Botaniker und Mineralogen auf der Brautfahrt. Sie sollten Berichte von "Naturmerkwürdigkeiten" aus der Neuen Welt nach Wien schicken, aber auch lebende Tiere, gesammelte Pflanzen, Gesteine überquerten den Ozean. Stoll bekam auch herzige Kapuzineräffchen zu malen.

Kostproben sind derzeit in der Ausstellung Des Kaisers schönste Tiere im Prunksaal der Nationalbibliothek zu bestaunen. Rund 10.000 Blätter mit Tierdarstellungen aus dem 19. Jahrhundert verzeichnet das Haus in seinem Bestand. Leider kann es so viele nicht in den Schaukästen unterbringen. So faszinierend die detailreichen Darstellungen sind, so sehr begeisterten die exotischen Tiere schon einst Wien. Als 1828 die erste Giraffe die Kaiserstadt erreichte, brach eine regelrechte Manie aus, auch der Tod des Tieres 28 Jahre später wurde betrauert.

Von Zoo bis Schaukampf

Nicht alle kamen aber in dem 1752 gegründeten Schönbrunner Zoo oder etwa in der kleinen Privatmenagerie Prinz Eugens unter, die ebendieser sich im Belvedere-Park so einrichtete, dass er von seinen Gemächern darauf hinunterschauen konnte. Weniger gut erging es Tieren in den Hetztheatern, wo sie Schaukämpfe austragen mussten. 3000 Besucher fassten die größten der Bauten, in dem belustigenden Urteil "Das war a Hetz" sind sie bis heute erhalten.

Solche Kulturgeschichten erzählt die Schau an den Stationen zu Themen wie Expeditionen und Menagerien. Andere Kästen widmen sich jeweils einzeln ganz dem Werk damals prominenter, heute aber vielfach vergessener Tiermaler. Jene spezialisierten sich nicht nur auf Tierarten. Spinnen und Insekten waren das Spezialgebiet Bernhard von Schrötters; auch Joseph Zehner dokumentierte mit großer Hingabe und Farbenpracht gemeinhin als wenig niedlich wahrgenommene Krebse, Reptilien und Würmer.

Großer Spaß

Während bei ihnen die Dargestellten sachlich und nüchtern wie unter einem Mikroskop liegend aufs weiße Blatt gebannt wurden, versetzte Eduard Gurk seine springenden Zebras in afrikanische Savannenlandschaften. Leopold Brunner der Jüngere porträtierte indes Rinder, Ziegen und Hunde vom Kaiserhof mit eher gefühlvollem als naturwissenschaftlichem Blick.

Ob süß oder nicht, es macht großen Spaß, diese höchst kunstfertigen Darstellungen anzuschauen. Im Kontext ihrer Entstehungsgeschichte faszinieren sie noch mehr. (Michael Wurmitzer, 5.4.2022)