Seit der Invasion Russlands in der Ukraine stellen einschlägige Eintrommler auf Telegram und anderen Kanälen das Coronavirus und die Ablehnung von Putins Krieg in eine Reihe.

Screenshot: tvthek.orf.at

Zehn bis 15 Prozent der österreichischen Bevölkerung – von den Zahlen her die Anhängerschaft einer möglicherweise wahlentscheidenden Kleinpartei – seien für Verschwörungstheorien anfällig, sagte Ulrike Schiesser von der Bundesstelle für Sektenfragen in einem Beitrag im dieswöchigen Thema am Montagabend, in dem auch die Social-Media-Expertin Ingrid Brodnig und Faktenchecker Andre Wolf von Mimikama zu Wort kommen.

Nun ist der Verschwörungsmainstream, die Impfgegnerschaft, in den vergangenen Wochen einer transthematischen Mutation anheimgefallen. Seit der Invasion Russlands in der Ukraine stellen einschlägige Eintrommler auf Telegram und anderen Kanälen das Coronavirus und die Ablehnung von Putins Krieg in eine Reihe. Beides diene den dunklen Plänen globaler Eliten, behaupten sie. Eine Weltsicht, die wohl auch die toten Zivilisten auf den Straßen ukrainischer Städte, in denen russische Truppen wüteten, zur Erfindung erklärt.

Im Thema-Beitrag trat auch Katharina auf. Ihr Bruder hat sich der antisemitischen Wahnidee verschrieben, der jüdische Investor und Philanthrop George Soros ziehe mittels Pandemie im Hintergrund die Verschwörungsfäden. Überzeugen, dass er falsch liege, könne sie ihn nicht, sagte Katharina. Auch ein "großer Streit" habe nichts genützt. Trotzdem habe sie sich entschlossen, mit ihm in Kontakt zu bleiben.

Nicht nur im Privatbereich gehe es manchmal darum, den "Toleranzmuskel" zu üben, sagte dazu Expertin Schiesser. Das war denn auch der etwas ratlos zurücklassende Schlusspunkt des interessanten Beitrags. Wann ist besagter Muskel übertrainiert? Wann ist es wirklich genug? (Irene Brickner, 5.4.2022)