Seit Anfang 2022 lenkt Markus Preissinger die Forschungsgeschicke der FH Vorarlberg.
Foto: Oliver Lerch

Markus Preissinger geht vielen Tätigkeiten mit Leidenschaft nach. Er forscht zum einen als Ingenieurswissenschafter im Bereich thermische Energiesysteme. Es geht etwa darum, Kältemaschinen und Wärmepumpen mit Intelligenz auszustatten und sie so fit für die digitale Zukunft zu machen. Zum anderen beschäftigt den 38-Jährigen seit dem Studium der Umwelt- und Bioingenieurswissenschaft an der Universität Bayreuth auch das Forschungsmanagement. Während des Studiums trat er eine akademische Ratsstelle an, die Lehre und Forschung verbindet, und wählte damit einen eher ungewöhnlichen Weg in der Wissenschaft.

Nach seiner Promotion blieb er an der Universität und übernahm die Geschäftsführung der Energietechnik. Schon zu dieser Zeit ist es vor allem die Zusammenarbeit im Team, die ihn prägt und begeistert. Als einsamer Wissenschafter im stillen Kämmerchen wolle er nicht wahrgenommen werden. "Ich bin der Meinung, dass richtige Geistesblitze immer nur im Team entstehen, und nicht nur vom ‚head of‘ kommen", sagt Preissinger. "Nicht die eine geniale Idee ist entscheidend für die Forschung, sondern dass viele Leute ihre Ideen haben und einbringen." Die Leidenschaft für Kooperation im wissenschaftlichen Betrieb zieht sich wie ein roter Faden durch seinen Lebenslauf.

2017 wechselte Preissinger an die Fachhochschule Vorarlberg. Neben dem Teamwork ist es auch das Vertrauen in den Nachwuchs, das Preissinger für gute Forschung als besonders wichtig erachtet. Was vielleicht auch mit ein Grund ist, warum er hier seit Anfang des Jahres zusätzlich zur Leitung des Forschungszentrums Energie auch die operative Gesamtleitung der Forschung innehat. "Wenn ich will, kann ich es zwar schon noch, das Forschen. Ich denk nur, je älter man wird, desto besser können das die Jungen", sagt Preissinger. In seiner neuen Position ist er für fünf Forschungszentren, 20 Mitarbeitende und rund 80 Forschende zuständig.

Im engen und ständigen Austausch mit ihnen will er ein ideales Setting für gute Wissenschaft schaffen. Dass seine Mitarbeitenden ihre Ideen umsetzen können, ist ihm ganz besonders wichtig: "Ich will den Leuten ermöglichen, die eigene Ideen auszuprobieren, auch wenn man weiß, dass viele davon scheitern." Darin liegen das A und O guter Forschung. Preissinger ist überzeugt, dass jedes Forschungsergebnis, jeder Antrag und jedes Paper profitiert, je mehr Personen verschiedener Karrierestufen in eine Arbeit involviert sind. Aus diesem Grund stellt er etwa einen Bachelorstudenten an, denn dessen Sichtweise bereichert die Forschung im Team.

Als Forschungsleiter müsse man den Mut haben, studierende Mitarbeitende zu fragen, was sie von Ideen halten. "In der Regel fragt der Postdoc den Postdoc, der Professor den Professor. Ich will aber, dass der Professor die studentischen Mitarbeitenden fragt", sagt Preissinger. Seine Botschaft an Mitarbeitende: "Wenn ihr denkt, dass meine Idee falsch ist, dann widersprecht mir bitte, ganz egal, auf welchem Hierarchielevel ihr seid." Regenerationsphasen und Ausgleich findet Preissinger in den Bergen, auf dem Rad. Dann bleibt auch das Handy aus. (Pia Gärtner, 10.4.2022)