Gabriel Grassl, Alexandra Graski-Hoffmann, Helmut Lang, Stefanie Herkner und Harald Hauke (v.li.).

Foto: Andy Urban

"Im letzten Jahr ist mein Vater verstorben. Seit 1998 veranstaltete ich mit ihm zusammen die Weinfachmesse Vie Vinum. Er war ein Vernetzer mit ganzer Seele. Lange und innige Geschäftsbeziehungen zu pflegen war nicht nur sein Job, sondern seine Leidenschaft." Diesen Geist der Vernetzung, der Freundschaft und Hilfe wollte seine Tochter Alexandra Graski-Hoffmann weitertragen. Deshalb rief sie im Jänner 2022 das mehrmonatige Winzer-Mentoring-Programm ins Leben, das den Namen ihres Vaters trägt: die Gerd-A.-Hoffmann-Akademie. Die Idee: 24 Jungwinzer werden von der Akademie mit renommierten Gastronomen und Entscheidungsträgerinnen vernetzt.

So haben einander Gabriel Grassl, Winzer des Weinguts Nepomukhof in Carnuntum Niederösterreich, und der Vorstand der Altstoff Recycling Austria AG, Harald Hauke, kennengelernt. Gabriel Grassl gewann beim ersten Treffen Einblick in die Branche des Glasrecyclings. "Der Perspektivenwechsel kann dabei helfen, das eigene Geschäftsfeld neu zu denken oder weiterzuentwickeln", erzählt Petra Gregorits, Mitorganisatorin der Mentoring-Initiative.

Auch Helmut Lang, Winzer des Weinguts Lang aus Illmitz im Burgenland, nimmt an dem Programm teil. Vorher Softwareentwickler, jetzt Winzer will er den Betrieb seines Vaters weiterführen. Er wurde mit der Gastronomin Stefanie Herkner, sie führt das Restaurant Zur Herknerin in Wien, zusammengebracht. "In unserem ersten Gespräch haben wir viel über Unternehmertum und die Startschwierigkeiten gesprochen. Es ist einfach gut, eine Person zu haben, die all diesen Herausforderungen schon einmal begegnet ist und die man mit Fragen überhäufen kann", sagt Stefanie Herkner.

Familiengeschäft

Viele Weinbetriebe in Österreich sind immer noch Familienbetriebe. Oft helfen die Väter und Großväter der Winzer im Weingarten mit, aber gerade den Auftritt des Unternehmens nach außen überlassen sie gerne den Jungen. Das oberste Ziel der Winzer Grassl und Lang ist, die Qualität ihres Weines zu verbessern. Helmut Lang besinnt sich bei der Weinherstellung traditioneller Produktionsmethoden: "Qualitätswein herzustellen heißt für mich: mehr Zeit im Weingarten, weniger im Keller bei der Produktion."

Der neue Stolz auf das Winzerhandwerk und die Rückbesinnung auf Methoden der Großelterngeneration sind ein genereller Trend im Weinbau, den beide Winzer begrüßen. Denn Nachhaltigkeit und Biodiversität wird bei ihnen großgeschrieben und definiert den Weg in die Zukunft.

Gemeinsame Anliegen

Aus diesem Grund legen die Winzer wieder mehr Wert auf die Pflege des Bodens. Weniger Schädlingsbekämpfungsmittel einzusetzen steht dabei ganz oben auf der Liste. Um das zu ermöglichen, werden in Österreich neue, sogenannte Piwi-Rebsorten gepflanzt. Diese Züchtungen sind pilzwiderstandsfähiger.

Nachhaltigkeit wird auch in der Glasindustrie ernst genommen. "In den Supermarktregalen werden immer mehr Leichtweinflaschen zu finden sein", meint Harald Hauke. Dünneres Glas spart Rohstoffe, Transportkosten und damit auch CO2.

"Wir wollen nicht in den Einzelhandel mit unserem Wein. Der Preisdruck ist dort sehr hoch, und die Geschichte hinter dem Wein geht verloren. Wir setzen deshalb mehr auf die Gastronomie und den Export." Gabriel Grassl ist mit dieser Meinung nicht allein. Auch Stefanie Herkner legt in ihrem Gasthaus großen Wert auf Regionalität: "Früher hieß es: Ein gutes Restaurant muss auch einen französischen Wein auf der Karte haben. Das ist veraltet. Bei mir gibt es nur österreichische Weine."

Nach zwei Jahren Pandemie sind die Gäste wieder froh, ins Gasthaus gehen zu können. Aber auch die Winzer freuen sich auf das Wiedersehen und den Austausch mit anderen aus der Branche. Insgesamt drei große Treffen aller Teilnehmenden gibt es im Zuge des Mentoring-Programms. "Krönender Abschluss", so Petra Gregorits, werde für alle im kommenden Mai die Vie-Vinum-Weinfachmesse in der Wiener Hofburg sein. (Natascha Ickert, 6.4.2022)