Ketanji Brown Jackson wird bald einen neuen Job haben.

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Gewaltverbrecher, Polizistenmörder, gar Kinderschänder lasse sie ungestraft wieder auf die Straße: Ketanji Brown Jackson hat viele Vorwürfe vonseiten der Republikaner stoisch über sich ergehen lassen. Nur einmal zeigte sie Emotionen: Der demokratische Senator Cory Booker rührte sie zu Tränen, als er in einer Rede erklärte, sie sei eine "großartige Amerikanerin", die dieses Amt verdiene. "Sie sind würdig."

Nach diesen verbalen Scharmützeln in der Anhörung im US-Senat steht Jackson kurz davor, Geschichte zu schreiben. Am Montag erhielt sie in einer formalen Abstimmung im Senatsplenum eine Mehrheit, mitsamt den Stimmen dreier moderater Republikaner. Das finale Votum soll bis Ende der Woche erfolgen.

"Längst fällig"

Dann hätte Präsident Joe Biden eines seiner bekanntesten Wahlversprechen eingelöst. In der mehr als 200-jährigen Geschichte des Supreme Court wurden bisher 115 Richterinnen und Richter ernannt – 108 von ihnen waren weiße Männer. Jackson wäre die erste schwarze Frau. Das sei "längst fällig", sagte Biden, als er Jackson nominierte. Sie wäre auch die erste Höchstrichterin mit einer Vergangenheit als Pflichtverteidigerin.

Zu Beginn des Hearings am 21. März betonte sie ihre Herkunft aus einfachen Verhältnissen. 1970 wurde sie in Washington geboren, der Vater Anwalt einer Schulbehörde, die Mutter Schuldirektorin. Die Eltern wollten ihren Stolz auf ihre Wurzeln zum Ausdruck bringen und gaben ihr einen Namen, den die Tante in Westafrika vorschlug: "Ketanji Onyika", "the lovely one" – die Liebenswürdige, die Reizende.

Mit Republikaner Paul Ryan verwandt

Ihr rund zehn Jahre jüngerer Bruder Ketajh ist ebenfalls Jurist. Seit 1996 ist sie mit dem Arzt Patrick Jackson verheiratet, mit dem sie zwei Töchter hat. Über ihren Mann ist sie über mehrere Ecken mit dem Republikaner Paul Ryan verschwägert.

Nach ihrem Jus-Abschluss in Harvard arbeitete sie als Rechtsanwältin und Expertin für Strafbemessungen; 2013 wurde sie zur Richterin eines wichtigen Berufungsgerichts in Washington, D.C. ernannt. Als der als liberal geltende Höchstrichter Stephen Breyer zu Jahresanfang seinen Rücktritt ankündigte, wurde Jackson rasch als Nachfolgerin gehandelt. Entgegen der republikanischen Propaganda gilt sie als Juristin mit tadellosem Ruf.

Konservative Mehrheit

Doch auch sie wird die Machtverhältnisse im Höchstgericht nicht ändern können: Sechs konservativen Richterinnen und Richtern stehen dann weiterhin nur drei progressive gegenüber – alle auf Lebenszeit ernannt. (Kim Son Hoang, 5.4.2022)