Drohnen nutzen Funksignale schon länger, um sie als mögliches Ziel zu markieren oder auch anzugreifen.

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Der belarussische Journalist Franzischak Wjatschorka, Sohn des Oppositionsführers Winzuk Wjatschorka, hat am Dienstag einen Screenshot von Apples "Find My"-App gepostet. Damit können etwa Airpods gefunden werden, die man verlegt hat – oder die von russischen Soldaten gestohlen wurden. Im ausgewiesenen Beispiel finden sich die Airpods rund um die Stadt Gomel in Belarus, wohin sich derzeit russische Truppen zurückgezogen haben.

Daraufhin starteten unter anderem Experten auf dem Gebiet die Diskussion, ob russische Truppenbewegungen anhand der Geolocation – also der Identifizierung des geografischen Standorts eines Mobiltelefons oder Laptops – gestohlener Bluetooth-Kopfhörer nachzuverfolgen seien. Der Historiker Matthew Ford kommentierte das Topic unter anderem mit dem Satz: "Nachdem diese Information jetzt öffentlich zugänglich ist, werden wir sehen, wie informiert der russische Sicherheitsdienst darauf reagiert." Falls sie ihren Job richtig machen, so Ford, müssten sie jetzt die verantwortlichen Militärs anschreien und dazu auffordern, die Geräte zu deaktivieren.

Truppenbewegungen erkennen

Ein Mitgrund für die online auftauchenden Signale ist laut Ford, dass Russland und Belarus noch immer Roaming für ukrainische Geräte zulassen. Laut "Politico" liegt das daran, dass der russische Geheimdienst so weiterhin Telefonate abhören kann und zusätzlich die Position der Mobiltelefone und anderer Geräte feststellen kann. Zusätzlich nutzt die russische Armee ukrainische Netzwerke, um untereinander kommunizieren zu können. Ein Experte zum Thema Cybersecurity wird im Artikel ebenfalls zitiert: "Stellen Sie sich vor, Sie haben die Telefonnummern relevanter Personen, bestimmter Führungspersönlichkeiten oder auch von Soldaten. Sie sehen deren Bewegungen."

Schon lange ist bekannt, wie gefährlich der Einsatz von Mobiltelefonen im Krieg sein kann, sind doch unter anderem in den letzten Wochen hohe russische Militärs durch unvorsichtige Telefonate Ziel von Drohnenangriffen geworden. Sky News erklärte kürzlich in einem Bericht, wie dieser Vorgang technisch funktioniert. So werden Drohnen oder Lastwagen mit Cell-Site-Simulatoren ausgestattet, die Telefonmasten simulieren. Diese werden in Kriegsgebiete geschickt, um die Signale von Telefonen in der Nähe aufzugreifen. Die Simulatoren fordern die Smartphones auf, die Signalstärke und Richtung des Signals anzugeben – daraus kann eine ungefähre Standortbestimmung abgeleitet und für gezielte Angriffe genutzt werden.

Laut mehreren Berichten nutzen diese Technologie sowohl die russische als auch die ukrainische Armee. Ein Forscher der Universität Kopenhagen nannte diese Signale die "digitale Version einer unvorsichtig angezündeten Zigarette in der Nacht". Gestohlene Airpods könnten nun ebenfalls zu solchen "Zigaretten" werden. (red, 6.4.2022)