P7S1P4-Manager Markus Breitenecker bei der Eröffnung einer "4Gamechangers"-Ausgabe. Künftiger Partner bei dem Digitalfestival der privaten Sendergruppe: der ORF.

Foto: ProSiebenSat1Puls4

Wien – Kooperation statt Konkurrenz im Sinne des Medienstandorts Österreich ist erklärtes Ziel der Medienpolitik spätestens seit 2017, beschworen schon mit vielen Schulterschlüssen davor. Eine Kooperation mit Symbolcharekter tut der größte Privatfernsehkonzern im Land am Mittwoch kund: Der öffentlich-rechtliche ORF wird, vorerst für drei Jahre, Partner beim P/S1P4-Festival "4Gamechangers".

Das Digitalfestival ist ein großes Herzens- wie Herzeigprojekt von P7S1P4-Gründer und -Mastermind Markus Breitenecker, das hochrangige (insbesondere österreichische) Politik, Gründer, Vordenker und Kreative zusammenbringt.

Breitenecker ist zugleich seit einem Vierteljahrhundert als meist offensivster Herausforderer des öffentlich-rechtlichen, marktbeherrschenden Medienkonzerns ORF unterwegs. So offensiv-angriffig und forsch in seinen langjährigen Forderungen, dass ORF-Langzeitgeneral Alexander Wrabetz nach ein paar Dutzend Schlagabtäuschen Diskussionsrunden mit Breitenecker zunehmend mied, etwa bei den Österreichischen Medientagen.

Der Gedanke drängt sich zumindest auf: Der ORF als Partner bei einem P7S1P4-Vorzeige-Event? Unter'm Wrabetz hätt's das nicht gegeben.

Kompromiss und Kooperation

Nachfolger Roland Weißmann, seit 1. Jänner ORF-General, liegt erkennbar viel daran, jene Digitalnovelle für den ORF doch endlich zu schaffen, die seinem Vorgänger Alexander Wrabetz nicht gelang. Der hatte ab 2017 aber auch vor allem damit zu tun, die von der FPÖ mit der ÖVP in einem Sideletter paktierte Budgetfinanzierung des ORF (statt der GIS) abzuwenden, den ORF und auch seinen Job zu verteidigen.

Montag vermittelte Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) Spitzenvertretern der Branche, dass es jetzt in den – seit Jahren mal laufenden, mal stockenden – Verhandlungen von privaten Medienhäusern und ORF Kompromisse brauchen wird – im Sinne des Medienstandorts, also im insbesondere im Wettbewerb mit internationalen Digitalriesen wie Google und Facebook, die auch in Österreich den Werbemarkt aufrollen.

In drei Arbeitsgruppen sollen sich ORF und private Medienhäuser also möglichst bis Anfang Mai zusammenreden oder -raufen. Themen: Werbung/Werbebeschränkungen für den ORF; die künftige Ausgestaltung der ORF-Information online, also vor allem der "blauen Seite" ORF.at, die größte österreichische Info-Seite ist vor allem den Verlagshäusern ein Dorn im Auge; und "Kooperation" – da könnte etwa es um ORF-Inhalte für private Programme oder Seiten gehen, womöglich auch um gemeinsame Werbevermarktung.

"Power"

ProSiebenSat1Puls4 stellt sein 4Gamechangers-Festival also demonstrativ unter das gewohnt wuchtige Motto: "The Power of Cooperation", man kündet von einem "Meilenstein der österreichischen Mediengeschichte", von "vereinten Kräften in gleichberechtigtem, großem Stil", von einem "gemeinsamen Beitrag für einen starken Medienstandort Österreich und einen maximalen Output an Public-Value-Content für die österreichische Gesellschaft".

Die P7S1P4-Aussendung wörtlich: "Gemeinsam wollen das öffentlich-rechtliche und private Medienhaus eine Plattform für Opinion Leader & gamechanging personalities schaffen, um gemeinsam unter dem Motto 'The Power of Cooperation' umfassend und intensiv die 17-Sustainable-Developement-Goals der Vereinten Nationen zu verfolgen."

Der ORF sei ab sofort neuer Co-Veranstalter und Partner des Festivals über drei Jahre und auch abseits des Großevents, der heuer von 28. bis 30. Juni stattfinden soll. Nach zwei Jahren pandemiebedinger Pause ist wieder eine Festival-Woche in den Studios von P7S1P4 und in der Marx-Halle, beide in Wien-St. Marx angekündigt.

"Zusammenhalt, Einheit und vereinte Kräfte"

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann wird zitiert mit: "Gemeinsam erreichen wir mehr, davon bin ich als erklärter Team-Player zutiefst überzeugt." Er verweist bei der Gelegenheit auch auf die Zusammenarbeit bei der ORF-Initiative "Nachbar in Not" für die Ukraine.

Breitenecker spricht von "Zusammenhalt, Einheit und vereinten Kräften. Ein starker Medienstandort ist absolut maßgeblich, um die Gesellschaft weiterhin unabhängig zu informieren, wichtige Themen voranzutreiben und gemeinsam noch mehr helfen zu können als alleine. Mit diesem Schulterschluss und unserer geballten Medienkraft schaffen wir mit 4Gamechangers mehr. Neben Themen wie Klima, Umwelt und Digitalisierung steht vor allem die absolut maßgebliche Hilfe im Ukraine-Krieg im Fokus."

ProSiebenSat1Puls4 gab die Kooperation Mittwochfrüh in der Morgenshow "Café Puls" und auf Puls24.at bekannt. (fid, 5.4.2022)