Pew-Pew!

Foto: This Means Warp
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Foto: This Means Warp

Vor zehn Jahren eroberte ein cleverer Mix aus Rollenspiel, Roguelike-Elementen und taktischen Kämpfen die Herzen zahlreicher Spieler. "Faster than Light" ("FTL") von der Spieleschmiede Subset Games schickte sie immer wieder aufs Neue auf die Flucht, um mit ihrem Raumschiff einen wertvollen Datenträger vor einem anrückenden Feind zu retten. Dabei musste man rundenweise durch die Sektoren verschiedener Sternensysteme manövrieren, das eigene Schiff dabei aufrüsten und stets schwerer werdende Echtzeitkämpfe bestehen.

"FTL" bot vieles, aber eines nicht: nämlich einen Multiplayer-Modus. Obwohl von der Community angefragt, entschieden sich die Entwickler dagegen. Sie waren der Ansicht, dass das Spielprinzip dafür nicht geeignet war, und verwiesen auf die Möglichkeit für motivierte Fans, selbst einen Mehrspielermodus als Mod umzusetzen. Initiativen dazu verliefen sich großteils, unter dem Namen "Tachyons" ist aber zumindest ein Projekt noch in aktiver Entwicklung. Diese wird über einen Discord-Server koordiniert. Eines Tages soll das Game auch auf Steam landen – wann, steht aber in den Sternen.

Doch wer eine Koop-Erfahrung im Stil von "FTL" sucht, muss trotzdem nicht warten. Vor kurzem wurde nämlich "This Means Warp" (Windows/Steam, 17 Euro) in den Early Access geschickt. Das Game der Schmiede Outlier hat es geschafft, den spielerischen Kern des Vorbilds zu übernehmen und ein in weiten Teilen hervorragendes Multiplayer-Spiel daraus zu machen.

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Ein Schiff gegen die Norg

Allein oder als Crew von bis zu vier Personen begibt man sich hier (online oder im LAN) im Auftrag der Globocorp in den Kampf gegen die außerirdischen Norg, denen die Sprengung eines Planeten zur Last gelegt wird. Jeder Spieler kann aus einer Reihe verschiedener Charaktere wählen. Diese unterscheiden sich in drei Eigenschaften: Waffenschaden, Reparaturkompetenz und Laufgeschwindigkeit. Daran lässt sich bereits erkennen, dass geschickte Arbeitsteilung eine der Säulen des Erfolges ist.

Wer mag, kann zu Beginn ein kurzes Tutorial spielen, das die Teilnehmer mit den grundlegenden Elementen des Spielkonzepts vertraut macht. Anschließend gilt es, das Schiff durch mehrere zufallsgenerierte Sonnensysteme zu steuern, in deren Sektoren verschiedene Herausforderungen lauern. Nicht alle davon müssen erfüllt werden, "verpflichtend" sind, je nach Aufbau, in der Regel nur zwei bis drei dieser Challenges sowie ein Bosskampf.

Aber natürlich verpasst man beim Vorbeifliegen auch die Chance auf wichtige Ressourcen. Unterwegs findet man – sofern man nicht bereits zu viert unterwegs ist – neue, KI-gesteuerte Crewmitglieder, neue Waffen und Defensivequipment und auch Buffs zur Verbesserung selbiger. Dazu kommen monetäre Belohnungen für das Absolvieren von Missionen und die Entsorgung nicht benötigter Boni. Das eigene Schiff ist dabei stets gleich aufgebaut und bietet Platz für insgesamt fünf Erweiterungen. Unveränderbar ist dabei die Anzahl der Hauptwaffen. Zu Beginn besitzt man zwei Laserkanonen, die sich aufrüsten oder mit anderen Geschoßen ersetzen lassen.

Foto: This Means Warp

Laufen, kämpfen, reparieren

Ergänzen kann man sie mit Bomben, die sich auf gegnerische Schiffe werfen lassen. Dazu kommen Schilde, Roboter, die etwa Reparaturen durchführen, Waffen nachladen oder Bomben entsorgen, sowie Abwehrtürme und andere Hilfsmittel, die sich direkt an Bord stationieren lassen. Welches Equipment und welche Verstärkungen man bekommt, ist grundsätzlich zufallsbasiert. Je häufiger man sich auf Kämpfe und Missionen einlässt, desto größer ist natürlich die Chance auf ein gut abgestimmtes Arsenal.

Die eigene Spielfigur lässt sich über Levelaufstiege in den drei genannten Kategorien verbessern, was jedoch nur geringe Auswirkungen hat. Und nach jedem erfolgreich durchquerten Sektor legt man einen Zwischenstopp auf einer Raumstation ein, in deren Shop man bis zu drei Upgrades kaufen kann.

Neben den Kämpfen gibt es auch andere Herausforderungen. Mal stülpt man sich einen Raumanzug über, um außerhalb des Schiffes mithilfe eines Feuerlöschers unter Zeitdruck Checkpoints zu erreichen, mal eilt man hastig durch die Korridore, um Schäden zu reparieren, während man durch ein Asteroidenfeld fliegt.

Foto: This Means Warp

Egal was man tut: Es ist wichtig, die eigenen Stärken gut auszuspielen. Besonders schnelle Charaktere sind etwa nützlich beim Nachladen von Waffen und Verteilen von Werkzeugkoffern. Reparaturspezialisten und auf Waffengebrauch spezialisierte Figuren hingegen sollten den Fokus auf, nun ja, Reparatur und den Beschuss feindlicher Schiffe legen.

Das ist freilich nicht immer so einfach, denn ist eine Wand oder ein Teil des Equipments beschädigt, so beginnt ein Timer zu laufen. Wird die Reparatur des Schadens bis zu dessen Ablauf nicht begonnen, wird der temporäre Schaden permanent und reduziert damit die Lebenspunkte des Schiffes. Also müssen auch die deklarierten Bordschützen in stressigen Situationen mit Zange und Schweißgerät ausrücken. Eine gewisse Hektik ist damit vorprogrammiert. Wer mit Freunden spielt, sollte ein Voicechat-Programm verwenden, denn das Game selbst bietet nur Textchat an.

Beim Kämpfen selbst ergibt sich trotz der Beschränkung auf zwei Feuerwaffen eine beachtliche taktische Vielfalt. Je nachdem, welche Waffen man im Einsatz hat, kann man das eigene Vorgehen anpassen. Nicht nur lässt sich das Equipment am feindlichen Schiff kaputt schießen, sodass die Crew zur Reparatur ausrücken muss. Man kann auch mit gutem Timing Löcher in die Außenwände schießen, um Besatzungsmitglieder in die unendlichen Weiten hinaussaugen zu lassen. Diese sind dann eine Weile außer Gefecht, bis der Bordreplikator wieder einen Klon von ihnen ausspuckt. Das gleiche Schicksal kann freilich auch Mitglieder der eigenen Mannschaft ereilen.

Explodiert das eigene Schiff, ist das Abenteuer vorbei, und ein neuer Angriff auf die Norg muss gestartet werden. Hier hält sich das Spiel aber ohnehin recht kurzweilig. Wer sich erfolgreich durch ein Abenteuer kämpft, muss dafür circa eine Dreiviertelstunde einkalkulieren.

Foto: This Means Warp

Schwächen

So unterhaltsam "This Means Warp" auch ist, hat es auch ein paar Schwächen. Subjektiv gesehen gibt es definitiv schönere grafische Umsetzungen. Auch die Intelligenz computergesteuerter Crewleute ist eher überschaubar und hat gelegentlich Komplettaussetzer. Ebenso gibt es hie und da noch kleinere Bugs bei Steuerung und Netcode, was aber alles im Rahmen des Erwartbaren eines Early-Access-Releases liegt.

Auch an Abwechslung mangelt es etwas. Abseits der Kämpfe bestehen die Missionen im Prinzip nur aus Variationen von "Sammle Dinge im Weltraum ein", "Laufe von Punkt A zu Punkt B" und Reparaturabfolgen. Allerdings ist für Anfang Mai bereits ein Update angekündigt, das erste Abhilfe verspricht. Es verspricht neue Spielmodi – inklusive einer selbst anpassbaren Kampagne, eines überarbeiteten Levelsystems, vier frischer Typen gegnerischer Schiffe, zweier neuer Missionstypen sowie zweier Upgrades für das eigene Schiff und eines neuen Schwierigkeitsgrads namens "Albtraum".

Fazit

Wer schon immer wissen wollte, wie "Faster than Light" als Multiplayer-Spiel funktionieren könnte, findet bei "This Means Warp" eine überzeugende Antwort darauf. Das Game schafft es, die spielerische Essenz, die den Titel so erfolgreich gemacht hat, in ein humorvoll inszeniertes Koop-Erlebnis zu verpacken. Dem fehlt zwar noch der Feinschliff, aber schon jetzt kann man für recht schmales Geld mit dem Game viel Freude haben. (Georg Pichler, 9.4.2022)