The Smile, von links: Tom Skinner, Johnny Greenwood und Thom Yorke.

Mastermind Thom Yorke und Gitarrist Johnny Greenwood von der altehrwürdigen britischen Rockband Radiohead kennt man in den letzten Jahren eher von Soloprojekten und Arbeiten im Bereich der Filmmusik. Johnny Greenwood zeichnet aktuell für den Soundtrack des mit einem Regie-Oscar für Jane Campion ausgezeichneten Netflix-Films The Power of the Dog verantwortlich, Thom Yorke für jenen der Neuverfilmung des Horrorklassikers Suspiria.

Lost Movie Music

Gerade haben die beiden auch Musik für die letzte Staffel der britischen Sensationsserie Peaky Blinders produziert. Thom Yorke etwa ist solo mit dem ein wenig ins dekorationshafte lappenden Klavierstück 5.17/That's How Horses Are am Start.

Thom Yorke

Radiohead selbst haben zuletzt 2016 ein Album veröffentlicht, A Moon Shaped Pool. Da während der Lockdowns Arbeiten für Radiohead organisatorisch eher schwierig zu bewältigen waren, hat sich das Duo kurzfristig mit dem Schlagzeuger Tom Skinner von der hoch gehandelten Londoner Neo-Jazzband Sons of Kemet um Saxofonstar Shabaka Hutchings zusammengetan. Das Trio The Smile ermöglicht offenbar raschere Ergebnisse als mit der Stammband.

The Smile

Ein unkomplizierter Zugang über Freistil-Sessions, die nicht lange diskutiert werden müssen, sorgt bisher für eine Handvoll Songs. Ob auch ein Album folgen wird, ist derzeit ungewiss. Im Rahmen einer Europatournee wird jedenfalls am 17. Mai im Wiener Gasometer ein volles Konzertprogramm geboten werden. Wie drei Auftritte im Jänner in London zeigen: Radiohead-Songs werden darin sehr spärlich gesät sein.

You Will Never Work In Television Again etwa kommt als neues Stück in ruppiger Soundqualität nicht nur fast schon als Garagenpunk daher. Der Song mit dem kryptischen Text scheint auch ein Hassgesang auf den italienischen Medienzaren und bösen Politclown Silvio Berlusconi zu sein: "Bunga Bunga or you’ll never work in television again!"

The Smile

Die elegische Klavierballade Pana-Vision (eingespielt für die oben erwähnte finale Staffel von Peaky Blinders) und der wehmütige Song Skrting on the Surface stehen dank Yorkes klassischen Leidensgesangs mit Kopfstimme in bester Tradition von Radiohead’schen Verbeugungen vor dem Progressive Rock der 1970er-Jahre. The Smoke zeigt Yorke in ungewohnter Rolle als begeisterter Funkbassist, der sich an sein altes, gemeinsam mit Flea von den Red Hot Chili Peppers betriebenes Projekt Atoms For Peace erinnert. Von diesem Stück liegt auch ein Remix des historisch seit Post-Punk-Zeiten hochverdienten britischen Dub-Meisters Dennis Bovell vor (The Slits, The Pop Group und, und, und). Vor allem wohl live eine spannende Sache. (Christian Schachinger, 7.4.2022)