Gleich um 570 Millionen Euro konnten Google, Facebook, Tiktok, Amazon und Co 2021 in Österreich zulegen. Gut 50 Prozent mehr als 2020 haben internationale Digitalkonzerne im Land mit Werbung eingenommen. Die globalen Tech-Riesen setzten in diesem Jahr im Land schon beinahe so viel um wie Fernsehen, Radio, Zeitungen, Zeitschriften, Außenwerbung und Prospekte gemeinsam. Werbeeinnahmen sind für klassische Medien eine zentrale Einnahmequelle, um Inhalte zu finanzieren.

Schulterschlüsse und Kooperationen zur Stärkung des Medienstandorts im Wettbewerb mit den digitalen Plattformkonzernen sind erklärtes Ziel österreichischer Medienpolitik und vieler Player in der Branche. Nicht erst, seitdem die 2020 eingeführte Digitalsteuer auf Werbeeinnahmen internationaler Konzerne in Österreich so deutlich vor Augen führt, wie groß sie auch im hiesigen Medienmarkt längst sind.

1,7 Milliarden an Digitalkonzerne

Aus der Digitalsteuer und der Werbeabgabe auf klassische Medien lassen sich die Netto-Werbeausgaben hochrechnen. Rund 1,7 Milliarden Euro wurden in Österreich im Kalenderjahr 2021 bei Google und Co gebucht. Rund zwei Milliarden Euro waren es bei klassischen Medien.

Werbevolumen, hochgerechnet aus den Einnahmen aus Werbeabgabe bzw. Digitalsteuer. Mehr dazu unten im Infokasten.
Grafik. DER STANDARD

Die neue Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) hat der Branche am Montag signalisiert, dass sie nach jahrelangen zähen Gesprächen nun rasch zu Lösungen kommen sollte, wenn sie politische Maßnahmen im Sinne des Medienstandorts will. In drei Arbeitsgruppen verhandeln nun ORF und private Medienhäuser über Kooperationen, neue Werberegeln (insbesondere für den ORF) und über die künftige Ausgestaltung der (textbasierten) Online-Information des ORF. Da geht es etwa um ORF-Inhalte auch für private Seiten und Kanäle und um gemeinsame Log-ins, für den ORF um Streaming und Social Media. Parallel tagen Medienkonferenzen über Medienförderungen und öffentliche Werbebuchungen.

Vereinte "Gamechanger"

Mittwoch tat dann die größte Privatfernsehgruppe ProSiebenSat1Puls4 eine (vor allem) symbolträchtige Kooperation kund: Der öffentlich-rechtliche ORF wird ihr Partner und Mitveranstalter beim großen Digitalfestival 4Gamechangers. ProSieben-Manager Markus Breitenecker, in der Vergangenheit gern ORF-angriffig, betont "Zusammenhalt, Einheit und vereinte Kräfte". (Harald Fidler, 7.4.2022)