Obwohl die Räumlichkeiten kaum dafür geeignet sind, war das Kunst-Haus Wien zuletzt ein Zentrum für Fotografie.

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Geht es um das Medium Fotografie, dann schien die stiefmütterliche Behandlung dieser Kunstgattung seitens der Politik hierzulande zuletzt eher Geschichte zu sein. In der Praxis wird man dieser Tage eines Besseren belehrt. Etwa in Wien, wo man sich in den vergangenen Jahren mit einschlägigen Festivals durchaus erfolgreich als international beachteter Standort ins Spiel brachte.

Als eine der Schaltzentralen fungierte das Kunst-Haus Wien, wo Bettina Leidl seit 2014 auf entsprechende Wechselausstellungen setzte und damit – abseits der permanenten Präsentation der Werke Hundertwassers – auch zusätzliches Publikum generierte. Ein Kapitel, das mit Leidls Wechsel in die Geschäftsführung des Wiener Museumsquartiers im Februar jetzt offenbar zu Grabe getragen wird.

Neupositionierung des Hauses

Mit der Bestellung Gerlinde Riedls, derzeit noch Geschäftsführerin des Wiener Stadtmarketings, als Nachfolgerin, gab die Wien Holding in einer Aussendung auch eine damit verknüpfte Neupositionierung des Hauses bekannt. Der Schwerpunkt Fotografie blieb unerwähnt und mutierte damit zum Elefanten im Raum. Denn das Motto lautet: zurück zu den Wurzeln.

Neben dem Fokus auf Ökothemen soll vor allem die Marke des "Universalgenies" wieder in den Vordergrund gerückt und die Zusammenarbeit mit der Hundertwasser-Stiftung intensiviert werden. Letzteres hat sich bereits im Februar indirekt angekündigt, als die Stadt Wien die Eröffnung eines zweiten Hundertwasser-Museums in Neuseeland verlautbarte und sich dazu sowohl Peter Hanke als zuständiger Finanzstadtrat als auch Kurt Gollowitzer als Geschäftsführer der Wien Holding zu Wort meldeten.

Der Strategieschwenk

Das wirft in Summe einige Fragen auf, etwa auch die Zukunft der Foto Wien betreffend, die bisher vom Kunst-Haus Wien organisiert und zuletzt mit 400.000 Euro subventioniert wurde: aus dem Budget der Kulturstadträtin Veronika Kaup-Hasler, die weder in die Personalentscheidung Hankes und wohl auch nicht in den damit verknüpften Strategieschwenk eingebunden war. Wer das Fotofestival künftig organisiert, bleibt derzeit offen. Dass es stattfindet, sei gesichert, wie es aus dem Büro der Kulturstadträtin heißt. Auf Bundesebene ist es mit Interesse an Fotografie ebenso schlecht bestellt.

Die von Thomas Drozda 2017 aufgebrachte Idee eines eigenen Museums wurde verworfen. Im jüngsten Regierungsprogramm ist nur noch von einer virtuellen Variante als "digitales Foto- und Architekturlab" die Rede. Vermutlich ein Opfer der Pandemie, Status jedenfalls unbekannt.

Salzburg als Standort

Der einzige Politiker, der sich hierzulande für diese Kunstgattung ins Zeug wirft, ist Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der Salzburg als Standort eines eigenen Bundesmuseums sieht. Als vergangene Woche der vorzeitige Abgang Thorsten Sadowskys als Direktor des Museums der Moderne verkündet wurde, bedankte sich Haslauer explizit dafür, dass "die Kompetenz des Hauses zum Thema Fotografie weiterentwickelt und deutlich gemacht" worden sei. Das Museum betreut bekanntlich die rund 12.000 Arbeiten umfassende Fotosammlung des Bundes.

Absurd klingendes Problem

Jemanden von Haslauers Schlag könnte Johannes Faber derzeit an seiner Seite gut gebrauchen. Vor bald 40 Jahren gründete er seine auf Fotografie der Klassischen Moderne spezialisierte Galerie und kämpft mit einem absurd klingenden Problem. Denn der Säckelwart der Republik und dessen Gehilfen im Finanzamt erkennen Fotografie seit fast zwei Jahrzehnten nicht als Kunstform an.

In der Praxis bescherte das dem mittlerweile 70-jährigen Galeristen eine Nachforderung des Finanzamts von mehr als 800.000 Euro und mehrere Gerichtsverfahren. Der Knackpunkt: Laut dem Finanzamt sei für Fotografie – anders als für andere Kunstgattungen – nicht der reduzierte Steuersatz von 13 Prozent, sondern der reguläre in der Höhe von 20 Prozent anzuwenden. Dass die Mehrheit der Galerienszene ihren Klienten in der Praxis nur 13 Prozent verrechnet und dann an das Finanzamt abführt, sei erwähnt.

Davon hat Faber allerdings nichts. Seit März vergangenen Jahres wird seine Pension bis auf das Existenzminimum gepfändet. Der zuständige Finanzbeamte hat ihm zuletzt eine Zwangsversteigerung seines Warenbestandes in Aussicht gestellt. (Olga Kronsteiner, 7.4.2022)