Google räumt mit veralteten Android-Apps auf.

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Das Angebot in Googles Play Store ist groß. Fast drei Millionen unterschiedliche Apps für beinahe jeden Zweck stehen dort Android-Nutzern zur Wahl: Das ist an sich erfreulich, hat aber auch eine negative Seite. Viele der dort gelisteten Programme wurden seit Jahren nicht mehr aktualisiert und sind so nicht zuletzt in Hinblick auf Sicherheit und Privatsphäre nicht mehr auf dem aktuellen Stand. Dem will Google nun endlich ein Ende bereiten.

Verschwinden lassen

Im Play Store sollen den Nutzern künftig nur mehr halbwegs aktuelle Apps angezeigt werden. Veraltete Programme sollen sowohl in der Suche als auch in der Übersicht vollständig ausgeblendet werden. Dies kündigt der Softwarehersteller in einem Blogposting an.

Stichtag für diese Regeländerung ist der 1. November 2022. Ab diesem Zeitpunkt sollen auf aktuellen Smartphones nur mehr jene Apps im Play Store angezeigt werden, die eine der letzten drei Android-Versionen anvisieren. Zu diesem Zeitpunkt hieße das konkret, dass Apps zumindest für Android 11 und dessen Schnittstellen aktualisiert sein müssen, um nicht ausgeblendet zu werden.

Hintergrund

An dieser Stelle ein kleiner Exkurs, wie die Android-Welt funktioniert. Viele der mit neuen Softwaregenerationen einhergehenden Regeländerungen gelten nur für jene Apps, die auch die neuen Schnittstellen und somit Möglichkeiten dieser Version verwenden wollen. Dieser Ansatz wurde gewählt, um zu verhindern, dass bestehende Apps nach dem Update auf neue Android-Generationen Probleme haben – und um den Entwicklern mehr Zeit zur Aktualisierungen zu geben. Auch mit dem Blick darauf, dass in der Android-Welt oft parallel viele unterschiedliche Softwaregenerationen zum Einsatz kommen und die diversen Hardwarehersteller nicht alle zum gleichen Zeitpunkt aktualisieren – wenn überhaupt.

Über die Jahre haben sich aber auch die Nachteile dieses Ansatzes gezeigt. Apps, die sich nicht an die Regelverschärfungen halten wollten, haben schlicht veraltete Android-Versionen anvisiert. So hatte unter anderem Facebook lange versucht, auf diesem Weg um das mit Android 6 eingeführte, dynamische Berechtigungssystem herumzukommen, bei dem die Nutzer explizit um Zustimmung für Zugriff auf Standort, Mikrofon und Co gefragt werden müssen.

Schritt für Schritt

Also hat Google vor einigen Jahren damit begonnen, über Play-Store-Regeln die Nutzung halbwegs aktueller Schnittstellengenerationen (API Level) vorzuschreiben. Diese kommen aber nur dann zum Tragen, wenn die Entwickler ihre App updaten wollen – den Altbestand traf das also nie. Die neue Regel greift nun erstmals auch diesen an, gibt aber noch ein Jahr länger Zeit.

Immer weiter

Google betont dabei, dass dies keine einmalige Aufräumaktion ist, die Vorschriften sollen also jedes Jahr automatisch weitergezogen werden. Im November 2023 soll dann also schon die Unterstützung der Schnittstellen von Android 12 als Minimum für die Anzeige im Play Store gelten.

Eine Ausnahme gibt es aber: Die Regel gilt nur für halbwegs aktuelle Smartphones, also jene, die auf einer neueren Android-Version als die jeweils gerade als Minimum definierte sind. Das ist auch durchaus sinnvoll, würde man doch sonst alte Geräte vom Play-Store-Angebot aussperren.

Ausnahmen

Daraus wird auch klar, dass die veralteten Apps nicht komplett aus dem Play Store gelöscht, sondern nur ausgeblendet werden. Manuell können die Nutzer entsprechende Apps aber ohnehin weiter installieren, so sie sich auf dieses Risiko einlassen wollen. Zudem sollen auch bereits installierte Apps natürlich nicht gelöscht werden. Und eine weitere Ausnahme: Wer eine bestimmte App früher schon einmal installiert hatte, wird diese auch selbst dann, wenn sie als veraltet markiert ist, wieder frisch herunterladen können. (Andreas Proschofsky, 7.4.2022)