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Alles wird teurer – so auch Internet und Telefonieren, wo es nicht nur zu Erhöhungen bei der Servicepauschale, sondern künftig auch zu Anpassungen der Tarife an die aktuelle Inflation kommen wird: Rund die Hälfte aller Tarife in Österreich dürfte nach aktueller Schätzung der Vergleichsplattform tarife.at in naher Zukunft teurer werden. Einen anderen Weg möchte Michael Krammer, CEO der Ventocom GmbH, mit der Mobilfunkmarke Hot gehen: Hier soll es weder eine Preiserhöhung noch die Einführung einer Servicepauschale geben.

Weniger Kosten pro Kunde

Doch wie soll sich das betriebswirtschaftlich rechnen, wenn der Umsatz pro User (ARPU) nicht zunimmt, die Kosten angesichts der Inflation aber sehr wohl steigen? Hier erklärt Krammer auf Nachfrage des STANDARD, dass man unter anderem auf die Skaleneffekte setzt: Teilen sich Fixkosten auf mehr Kunden auf, so sinken folglich die Kosten pro Kunde. Dies zeigt sich etwa beim Thema Customer-Care, wo das Callcenter nicht pro Anruf, sondern mit einer Pauschale bezahlt wird. Ende 2021 hatte Ventocom in Österreich 1,21 Millionen Kunden, was einem Plus von 15 Prozent gegenüber dem Jahr davor entspricht.

Foto: Ventocom

Hinzu kommt eine Sondersituation, in der sich der Hofer-Mobilfunkanbieter befindet: Es muss keine eigene Infrastruktur für den Vertrieb betrieben und bezahlt werden, dieser läuft über das Personal in den Hofer-Filialen.

Und im Geschäft mit den gastgebenden Providern – Hot roamt in den Netzen von "3" und Magenta – unterliegen die jeweiligen Verträge zwar der Geheimhaltungspflicht. Es kann aber auch hier gesagt werden, dass ein Mobile Virtual Network Operator (MVNO) mit steigender Kundenzahl letztlich bessere Konditionen bekommt.

Siegeszug der MVNOs

Auf die Branche allgemein bezogen betont Krammer mit Bezug auf Daten der RTR, dass die alternativen Anbieter (MVNOs) seit 2015 fast 15 Prozent Marktanteile gewonnen haben und derzeit mehr als 1,9 Millionen Kunden betreuen.

Ebenfalls aus den RTR-Daten geht laut Krammer hervor, dass die großen Netzbetreiber Marktanteile verlieren, während jene der MVNOs steigen: Hot habe den Marktanteil vom Q2/2020 zum Q3/2021 von 6,7 auf 8,1 Prozent gesteigert, Spusu steigerte den Marktanteil im gleichen Zeitraum von 2,2 auf 3,6 Prozent.

Foto: Ventocom/RTR Open Data

Diese Veränderungen im Markt führt Krammer unter anderem darauf zurück, dass die MVNOs oft SIM-only-Tarife anbieten, die in den vergangenen Jahren laut einer Marketagent-Studie stark an Bedeutung gewonnen haben und im Jahr 2021 bereits 42 Prozent aller Handyverträge ausmachten.

Die Sprachtelefonie hat laut Krammer seit Beginn der Pandemie stark an Bedeutung gewonnen, bei SMS wurde eine gewisse Bodenbildung erreicht: Aktuell werden pro Handy-SIM im Schnitt monatlich 5,6 Textnachrichten verschickt. Der Datenverbrauch je Handy-SIM steigt hingegen jährlich um 30 bis 35 Prozent. (stm, 8.4.2022)