Ingrid und ihr afrikanischer Graupapagei Kiko.
Foto: Manfred Rebhandl

Ingrid ist 57, der gebürtigen Slowakin geht es gut, obwohl: "Mein Mann ist zehn Jahre älter und hat vor acht Jahren einen Schlaganfall gehabt, jetzt bin ich mit ihm zu Hause und pflege ihn, er ist halbseitig gelähmt, hat Sprache verloren, sitzt im Rollstuhl." Bekommt sie Hilfe? "Na! Gar nix! Das können Sie vergessen! Als Angehö-rige kriege ich keinen Cent! Und Heimhilfe oder Pflege kann ich mir nicht leisten. Aber ich liebe meinen Mann, ich kann ihn nicht ins Heim geben, das ist meine Mentalität: Was sollst du machen? Leben muss weitergehen."

Helfen tut ihr allenfalls Kiko, ein afrikanischer Graupapagei (Psittacus erithacus), der in der Regel 500–600 Gramm wiegt und bis zu 90 Jahre alt werden kann. Graupapageien können – laut Studien – Sprache nicht nur imitieren, sondern auch Assoziationen zwischen Wörtern und ihren Bedeutungen herstellen, sogar einfache Sätze bilden sie. Kiko kostete legal in der Slowakei 500 Euro, hat einen Ring und Papiere. Eine Logopädin empfahl Ingrid den Kauf, "es funktioniert super, mein Mann lernt von Kiko, der mit ihm spricht". Untertags fliegt er in der Zwei-Zimmer-Wohnung herum, nur nachts ist er im Käfig. Und manchmal genießt er an der Leine mit Ingrid zusammen ein paar Minuten Sonne im Park. "Natürlich will er fliegen", lacht sie. "Spürt er Frühling."

Ingrid war in der Gastronomie beschäftigt, "im Kommunismus war es noch möglich, drei Berufe zu lernen: Kellnerin, Köchin, Konditorin. Ich habe immer gearbeitet." Bekommt ihr Mann regelmäßig seine Lieblingsmehlspeise? "Freilich!", lacht sie. "Nascht er natürlich immer gerne. Aber kriegt er nicht so viel, weil wie hebe ich ihn dann?" (Manfred Rebhandl, 9.4.2022)