Crème brûlée? Nein, dieses Bild zeigt Krater in einer Tiefebene auf der Nordhalbkugel des Mars.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin

Was auf den ersten Blick an eine Nachspeise erinnert, ist in Wirklichkeit eine eisig-staubige außerirdische Landschaft. Aufnahmen der europäischen Sonde Mars Express enthüllen detailreich Krater auf dem Mars, in denen sich ein Gemisch aus Wassereis und Staub befindet. Sie liegen in der weitläufigen Tiefebene Utopia Planitia auf der Nordhalbkugel des Mars, die selbst durch den Einschlag eines riesigen Asteroiden vor etwa vier Milliarden Jahren entstanden ist.

Unter der Oberfläche des gigantischen Beckens verbirgt sich heute eines der größten Wassereis-Reservoirs des Planeten: Eis wurde dort sowohl nahe an der Oberfläche als auch in größeren Tiefen nachgewiesen. Dank einer schützenden Schicht aus Staub und Gestein konnte es sich halten – und könnte vielleicht eines Tages von Marsreisenden genutzt werden. Denn diese unterirdischen Vorräte dürften leichter zugänglich als andere Eisvorkommen auf dem Mars sein.

Ein perspektivischer Blick lässt erahnen, welche Prozesse in den vergangenen Jahrmillionen hier gestaltend wirkten.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin

Von Eis und Staub gezeichnet

Vor etwa zehn Millionen Jahren hat es wahrscheinlich sogar noch viel mehr Eis in Utopia Planitia gegeben. Denn damals war die Rotationsachse des Mars viel stärker geneigt – und die Region lag im Polargebiet. Durch Schneeablagerungen, die sich mit umherwehendem Staub mischten, entstand eine markante Landschaft.

Die kürzlich veröffentlichten Aufnahmen der Esa-Sonde Mars Express zeigen mehrere Krater in dem Terrain, darunter zwei große mit Durchmessern von zehn und zwölf Kilometern. Sie lassen erahnen, was sich hier über die Jahrmillionen abgespielt hat: An den Kraterrändern sind die geschichteten Ablagerungen zu erkennen, die Strukturen auf den hellen "Füllungen" der Krater sind durch Verdampfen von Eis und Wind entstanden.

Das Eis stammt aus einer Zeit, als die Rotationsachse des Mars viel stärker gekippt war als heute.
Foto: ESA/DLR/FU Berlin

Langjährige Datensammlung

Die Muster in den dunklen Regionen dürften vom Aufbrechen der Oberfläche durch thermische Kontraktion stammen, die infolge der Abkühlung auftrat, heißt es in einer Aussendung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, das die Kamera HRSC der Marssonde betreibt. In den Rissen lagerte sich vom Wind eingetragener dunkler Staub ab und sorgte für das heutige Erscheinungsbild der Region.

Die 2003 gestartete Marssonde der Europäischen Weltraumorganisation, an der auch österreichische Institutionen beteiligt sind, hat seit ihrer Ankunft bei unserem Nachbarplaneten zahlreiche Entdeckungen und atemberaubende Aufnahmen gemacht. So fand sie neben Eis auf den Polkappen Hinweise auf flüssiges Wasser unterhalb einer Region nahe dem Südpol und dokumentierte Spuren von Flüssen und Seen in der Frühzeit des Planeten. (dare, 9.4.2022)