Big John war ein Triceratops (wörtlich übersetzt: Dreihorngesicht). Charakteristisch für diese Vogelbeckensaurier waren neben ihren drei Hörnern ihr großer Nackenschild.

Foto: Zoic LLC, Triest

Big John ist der Name des größten bisher bekannten Skeletts eines Triceratops. Es ist rund zehn Prozent größer als die bisher gefundenen Fossilien dieser Saurierart und wurde 2014 vom Geologen Walter W. Stein Bill bei Ausgrabungen in Hell Creek in South Dakota (USA) entdeckt. Im vergangenen November hat ein US-amerikanischer Privatbieter Big John bei einer Auktion in Paris für mehr als sechseinhalb Millionen Euro ersteigert, was das Skelett auch zum teuersten Triceratops machte.

Big John bei seiner Versteigerung in Paris.
Foto: imago images/IP3pressFotograf:Alexis Sciard via www.imago-images.de

(Zum teuersten Dino reichte das freilich nicht: Für das Skelett eines Tyrannosaurus rex namens Stan wurde die vierfache Summe hingeblättert.)

Im Frühjahr 2021, als die etwa 66 Millionen Jahre alten Knochen in Triest von der Firma Zoic restauriert wurden, entdeckte Firmenchef Flavio Bacchia etwas Merkwürdiges, nämlich ein Loch im Kopfbereich, genauer: im charakteristischen Nackenschild des Triceratops, dessen wissenschaftlicher Name wörtlich übersetzt Dreihorngesicht bedeutet (für zwei große Hörner und ein kleineres Nasenhorn).

Traumatische Verletzung

Der studierte Geologe Bacchia nahm mit dem physischen Anthropologen Ruggero D’Anastasio (Universität d’Annunzio in Chieti-Pescara) Kontakt auf, um den Ursprung des Lochs zu klären. Die verschiedenen Analysen des eigens gebildeten italienischen Forscherteams machten klar, dass es sich bei der Lücke um eine traumatische Verletzung handelte, die dem Tier einige Zeit vor dessen Tod zugefügt worden war. Der Knochen war zum Zeitpunkt von Big Johns Tod bereits verheilt.

Detailaufnahmen des Loch, das Big John durch einen Artgenossen rund ein halbes Jahr vor seinem Tod zugefügt worden war.
Foto: Ruggero D’Anastasio et al., Scientific Reports 2022

Doch die Forscher aus Italien fanden noch mehr heraus, wie sie im Fachblatt "Scientific Reports" berichten: Die Verletzung stammte höchstwahrscheinlich von einem anderen Triceratops, was innerartliche Kämpfe bestätigt. Die Forscher gehen davon aus, dass Big John die Wunde von hinten zugefügt wurde: Sein Rivale dürfte zunächst mit einem Horn den Nackenschild durchstoßen und das Horn dann schräg nach oben gerissen haben, wodurch die Verletzung die Form eines Schlüssellochs erhielt.

Der Nackenschild von Big John hat dabei aber seine Zweck erfüllt: Die wuchtigen Halskrausen dienten nicht nur als Unterscheidungsmerkmal, sondern vor allem dazu, den Halsbereich vor möglichen Attacken zu schützen.

Histologische Aufschlüsse

Für Ruggero D'Anastasio ist die Haupterkenntnis der Studie aber nicht die Bestätigung von Kämpfen zwischen Triceratops-Artgenossen. Die für ihn wichtigste Schlussfolgerung besteht darin, dass bestimmte physiologische Prozesse in den Knochen von Dinosauriern allem Anschein nach ganz ähnlich waren wie jene bei Säugetieren und auch beim Menschen.

Detailaufnahme des Nackenschilds mit dem Loch.
Foto: Zoic LLC, Triest

Wie die Forscher schreiben, ist die Knochenoberfläche um das Loch herum unregelmäßig und weist plaqueartige Ablagerungen auf, die das Ergebnis einer Entzündung sein könnten. Proben vom Rand des Lochs zeigen, dass das Knochengewebe um das Loch herum porös ist und viele Blutgefäße aufweist. Das lasse darauf schließen, dass es sich um neu gebildete Knochen handelt und das Loch vermutlich rund ein halbes Jahr vor dem Tod des Tiers entstanden sein dürfte – und rund 66 Millionen Jahre vor den Analysen der Forscher. (tasch, 10.4.2022)