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Warteschlange bei der Wasserausgabe in Mariupol.

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Spricht von stärkerer Nato-Präsenz an den Grenzen: Generalsekretär Jens Stoltenberg.

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Am Wochenende wurden erneut Vorwürfe in Bezug auf Gräueltaten gegen die ukrainische Zivilbevölkerung laut. Nahe der Hauptstadt Kiew, im Dorf Busowa, sei am Samstag ein Massengrab mit dutzenden toten Zivilisten entdeckt worden, sagte der Ortsvorsteher der Gemeinde Dmytriwka, zu der Busowa gehört, dem ukrainischen Fernsehen. Zuvor war Busowa wochenlang unter russischer Besatzung gestanden. Etliche Gemeinden rund um die Hauptstadt waren zu dieser Zeit unter heftigem Beschuss – neben Dmytriwka auch Butscha und Irpin, wo ebenfalls viele Tote gemeldet wurden.

Nach dem Abzug der russischen Truppen wurden bereits mehrere Massengräber gefunden. Staatsanwältin Iryna Wenediktowa sprach am Sonntag im Interview mit dem britischen Sender Sky News von 1.222 geborgenen Toten "allein in der Region Kiew".

Indes gingen die russischen Angriffe in der Ostukraine nach ukrainischen Angaben am Wochenende unvermindert weiter. Die russische Armee bestätigte ihrerseits Angriffe in den Gebieten Dnipro und Poltawa. Der Flughafen von Dnipro sowie die umliegende Infrastruktur seien dabei "vollständig zerstört" worden, erklärte am Sonntag der für die ostukrainische Stadt zuständige Gouverneur.

Im Osten der Ukraine wird für die nächsten Tage eine weitere Intensivierung der Angriffe befürchtet. Die Behörden versuchen deshalb, rechtzeitig weitere Menschen von dort in Sicherheit zu bringen. Vize-Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk sprach am Sonntag von neun Fluchtkorridoren, die eröffnet werden sollen.

Sanktionen und Waffen

In einem Telefongespräch mit dem deutschen Kanzler Olaf Scholz hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag einmal mehr die Verfolgung russischer Kriegsverbrechen in seinem Land gefordert – Verbrechen, die die russische Seite freilich bestreitet. Auch weitere Sanktionen gegen Russland sowie finanzielle und militärische Unterstützung für die Ukraine seien besprochen worden, sagte Selenskyj im Anschluss an das Telefonat.

Bereits nach dem Besuch von Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer und des britischen Premiers Boris Johnson am Samstag in Kiew hatte Selenskyj vom Westen größeren Druck auf Moskau verlangt und seine Forderung nach einem Importstopp für russisches Öl erneuert. Die Nato arbeitet indes laut Generalsekretär Jens Stoltenberg an Plänen für eine ständige Militärpräsenz an ihren Grenzen. Das Bündnis befinde sich "in einer grundlegenden Umgestaltung", sagte Stoltenberg zur Zeitung "The Telegraph". (Gerald Schubert, 10.4.2022)