Eiersuche und Osterhase gehören in Österreich zur Ostertradition. Doch wie schaut es damit in anderen europäischen Ländern aus? Fest steht: Das christliche Fest in Gedenken an die Auferstehung Jesu nimmt in vielen Ländern einen hohen Stellenwert ein und bringt die ganze Familie zusammen. Es wird von einer Reihe an bunten und interessanten Traditionen begleitet. Hier ein kleiner Blick auf außergewöhnliche Bräuche in unterschiedlichen Regionen Europas:

Prozessionen in Spanien

Ostern ist eines der spektakulärsten und emotionalsten Feste in Spanien. Ganz vorne mit dabei ist die Kulturmetropole Málaga. Während der "Heiligen Woche" ("Semana Santa") vereinen sich Religion, Kunst, Farbe und Musik in Form von langen Prozessionen, um den Tod von Jesus Christus zu betrauern. Sieben Tage lang ziehen die Mitglieder der verschiedenen religiösen Gemeinschaften durch die Straßen der Innenstadt, begleitet von Wägen mit religiösen Statuen, mitreißenden Trommelklängen und Musik.

Osterprozession auf Mallorca.
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Auch auf Mallorca wird die Karwoche als Semana Santa gefeiert. Höhepunkt ist die große Blutprozession am Gründonnerstag. Dazu kommen in Palma de Mallorca alle religiösen Bruderschaften der Insel zusammen. Kettenrasseln, Trommeln und Peitschenschläge bilden die Atmosphäre für den Umzug. Schon seit dem 16. Jahrhundert ziehen die Bruderschaften als vermummte Büßer mit spitzen Kapuzen und bodenlangen Kutten durch die Altstadt. Dabei tragen die aktiven Teilnehmer der Prozession riesige Altäre mit Heiligenfiguren oder schwere Holzkreuze.

Eiertrölen in der Schweiz

Eine beinahe vergessene Tradition kennen die Graubünden-Experten der größten Alpenbahn der Schweiz, der Rhätischen Bahn. Beim lustigen Brauch des sogenannten Eiertrölen kommt es auf die Schale an: Das stärkste Ei gewinnt. Nach dem Ostergottesdienst treffen sich die Anwohner auf einer steilen Wiese. Hier rollt jeder sein Ei den Hang hinunter. Wenn ein Ei kaputtgeht, scheidet es aus. Im Bergort Pontresina am Berninapass findet die Suche nach dem Siegerei bis heute statt. Als Eierbahn dient das Sonnenplateau Crast'Ota oberhalb der Ortschaft. Neben dem Spektakel des Eiertrölens genießen Zuschauer wie Teilnehmer hier auch das Panorama mit den umliegenden Berggipfeln.

Traditionelle Leckereien in Portugal

Im katholisch geprägten Portugal kommt den Osterfeiertagen eine große Bedeutung zu. In der Semana Santa gedenken Portugiesen mit Prozessionen im ganzen Land, begleitet von Musikkapellen und zahlreichen Menschen, der Kreuzigung und Auferstehung Jesus Christus. Wie vielerorts der klassische Osterhase, darf in der Heiligen Woche zudem eine besondere Spezialität nicht fehlen: das Folar – ein rundes Osterbrot aus süßem Germteig, in dessen Mitte ein Ei eingebacken ist. Die genaue Rezeptur unterscheidet sich von Region zu Region und beinhaltet mancherorts auch Olivenöl, Zitrone und Zimt oder wird als herzhafte Variante mit Fleisch serviert.

Mandeln spielen in Portugal zu Ostern eine Rolle.
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Noch mehr Leckereien erwarten Kinder zu Ostern üblicherweise von ihren Patenonkeln und -tanten. Als traditionelles Geschenk überreichen sie Mandeln mit Zucker- oder Schokoguss.

Osterglocken in Frankreich

Wer die Ostertage in Frankreich verbringt, wird überrascht feststellen, dass die Kirchenglocken zwischen Gründonnerstag und Ostersonntag nicht läuten. Der Legende nach fliegen die Glocken an diesen Tagen nach Rom, um vom Papst gesegnet zu werden. Bei ihrem Rückflug lassen sie Eier in die Gärten der Franzosen fallen, heißt es. Diese Erzählung hat bis heute Bestand und sorgt unter anderem dafür, dass das Eiersuchen am Ostersonntag bei Klein und Groß in Frankreich sehr beliebt ist.

Feuerwerkspektakel in Italien

In Italien versammeln sich die Bewohner der Stadt Florenz alljährlich am Ostersonntag zu einem besonderen Umzug durch die Stadt. In traditionellen Gewändern gekleidet, gehen die Florentiner bei der Prozession hinter einem von weißen Ochsen gezogenen, antiken Wagen durch die Straßen.

Warten auf den großen Knall in Florenz.
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Am Ende des Marsches wird der mit Feuerwerkskörpern beladene Karren angezündet und damit der berühmte Knall "Scoppio" ausgelöst. Die Tradition beruht auf der Legende eines florentinischen Ritters, der für seine Tapferkeit während der Kreuzzüge Feuersteinstücke aus dem Heiligen Grab Christi erhielt, die anschließend das heilige Osterfeuer entzündeten. (red, 13.4.2022)