Das Team von "Andererseits" mit Mitgründerin und Redaktionsleiterin Clara Porák (links im Vordergrund) startete eine Kampagne, um inklusiven Journalismus zu finanzieren und damit nachhaltig in Österreichs Medienlandschaft zu etablieren.

Foto: Andererseits/Stefan Fürthbauer

Wien – "Andererseits" steht seit zwei Jahren für Inklusion im Journalismus. Damit das so bleibt, startet die Onlineplattform jetzt eine Crowdfunding-Kampagne. Sie soll das Medium auf finanziell solide Beine stellen. Aus dem Ehrenamt soll Professionalisierung werden. Obwohl 18 Prozent der Bevölkerung in Österreich mit Behinderung leben, sei in den meisten Redaktionen nichts davon zu sehen. Das Medium "Andererseits" ist vor zwei Jahren angetreten, um genau das zu ändern. "Menschen mit Behinderungen sind in den Redaktionen eindeutig unterrepräsentiert", sagt Clara Porák, Mitgründerin von "Andererseits".

Das redaktionelle Team von "Andererseits" besteht derzeit aus rund 25 Personen. Die Plattform ist breit aufgestellt und geht von der Redaktion über Podcast, Video, Grafik oder Social Media bis zu Leuten, die sich um die Etablierung des Geschäftsmodells kümmern sollen. Die Kernidee dahinter: Für die Plattform schreiben in erster Linie Redakteurinnen und Redakteure mit intellektuellen Beeinträchtigungen. "Wir wollen kein Nischenprojekt sein, sondern zeigen, wie Diversität funktioniert", sagt Porák im Gespräch mit dem STANDARD. Ziel sei es, Journalistinnen und Journalisten mit Behinderungen eine Arbeit zu geben, und eine Community aufzubauen, die inklusiven Journalismus unterstützt.

Dreistufiges Finanzierungsmodell

Die freie Journalistin und Mitgründerin des Netzwerk Klimajournalismus Österreich will die Plattform mit drei Säulen finanzieren. Auf der einen Seite über ein klassisches, dreistufiges Mitgliedermodell. Ein Abo kostet zwischen 36 und 300 Euro pro Jahr. Am Ende der sechswöchigen Kampagne sollen es rund 1.000 Mitgliedschaften sein. "Wir wollen so mindestens 40.000 Euro aufstellen", erklärt Porák.

Die zweite Säule besteht in der Zusammenarbeit mit Unternehmen. Dazu gehört einerseits klassisches Sponsoring, aber auch das Abhalten von Workshops, um Wissenstransfer zu ermöglichen. "Inklusion in der Arbeitswelt steckt noch in den Kinderschuhen", sagt Porák: "Wir wollen hier auch Berührungsängste abbauen." In Österreich sind Firmen mit 25 oder mehr Beschäftigten dazu verpflichtet, auf jeweils 25 Beschäftigte einen begünstigten Behinderten oder eine begünstigte Behinderte einzustellen. Machen sie das nicht, zahlen sie eine Ausgleichtstaxe.

"Andererseits" kooperiert auch mit anderen Medien. Ein Text von Hanna Gugler, in dem sie über ihre Beziehung zu ihrem Freund in Zeiten der Corona-Pandemie schreibt, erschien etwa im STANDARD.

Großspenden und Förderungen

Eine weitere Finanzierungsschiene: Großspenden und Stiftungen. "Wir wollen aber alles offen legen und transparent machen", so Porák, die das Monetarisierungskonzept gemeinsam mit Lukas Burnar vorantreibt. An Bord ist beispielsweise bereits die Erste Bank. Ein weiterer Hoffnungsschimmer ist noch die Wiener Medieninitative, die innovative Journalismusprojekte fördert. Für die nächste Tranche wurde um eine Förderung angesucht.

Gekommen, um zu bleiben, ist jedenfalls die Devise. Sollte das Ziel von 1000 Mitgliedschaften bis zum Ende der Crowdfunding-Kampagne nicht erreicht werden, heißt es weiterkämpfen, denn: Aufgeben sei keine Option, so Porák. (Oliver Mark, 20.4.2022)