"Ich bin Saxofonist mit Leib und Seele. Mit 22 Jahren sagte ich zu meiner Mutter: ‚Ich gehe nach New York, um der weltbeste Jazzmusiker zu werden, und komme nie wieder.‘

Jazzmusiker Harry Sokal trägt ausgefallene Brillengestelle als Markenzeichen.
Foto: Nathan Murrell

Ich kam aber doch wieder und habe meinen Spleen für verrückte Brillen entdeckt. Viele Künstler erschaffen sich durch gewisse Markenzeichen eine Aura. Bei den Jazzgranden Lester Young oder Thelonious Monk waren es Hüte. Bei mir sind es ausgefallene Brillengestelle. Ich kaufe diese gerne beim Optiker Schau-Schau in Wien.

Mein erstes hatte ein Schachbrettmuster. Als ich damit während meines zweiten New-York-Aufenthalts die 7th Avenue entlangging, blieb plötzlich eine Stretch-Limo neben mir stehen, eine honorige Dame sprang heraus und schrie: ‚I want to buy your spectacles‘ – ‚No, that’s a part of me!‘, antwortete ich. Meine Aura konnte ich nicht verkaufen.

Wie Kleidung wechsle ich die Brillengestelle aber nicht. Ich trage sie, bis sie kaputt sind. Dann kaufe ich das nächste. (Michael Hausenblas, RONDO, 20.4.2022)